Piraten RS

Ich machte mich ans essen und eine Weile war nicht mehr zu hören als das schlürfen und löffeln. Ich hatte keine grossen Ansprüche an essen. Ich war kein verwöhntes Ding. "Warst du schon einmal weg von deiner Insel?", fragte ich ohne Matty anzusehen.

Maggy
"Nein Ma'am. Die Insel ist alles, was ich kannte. Aber ich habe viel über das Piratenleben gelesen und weiß was alles, was es zu wissen gibt", erklärte ich mit großem Ehrgeiz. Da sie das Essen gerade zu runter schlang, war ich etwas bestärkt und entspannte mich minimal. War das nicht ein gutes Zeichen? Auch, wenn ich erstmal nur ein Koch wäre, es wäre der Anfang.

"Du kennst also alles?" Ich lachte auf. Das war überheblich bis ins niedliche. "hast du schonmal jemanden umgebracht?", versuchte ich dir ein wenig zu verprellen.

"Jemanden...umgebracht? Nein..ich hatte ja keinen Grund...", meinte ich wieder etwas eingeschüchtert und trat von einem Fuß auf den anderen. Natürlich hatte ich zuviel gesagt, aber ich war so aufgeregt, weil sie vor mir stand und das konnte ich auch jetzt nicht unterdrücken. "Ihr seid die berüchtigte Francis, oder? Die erste weibliche Capitänin, die eine gesamte spanische Flotte überlistet und ausgeraubt habt. Eure Raubzüge haben es bis zu uns ins Dorf geschafft."

Ich musste über den letzten Satz ein wenig Lachen. "Meine Raubzüge haben es am ende tatsächlich bis in dein Dorf geschafft!", bestätigte ich amüsiert. Der Bordkater sprang auf meinen Tisch und schnupperte an der Tinte. Vermutlich wieder auf der Suche nach Fressen.
"Aber ja, genau die bin ich. Was erzählt man sich noch über mich?"

Meine Aufmerksamkeit wurde kurz von dem Kater abgelenkt, der geschmeidig an den vielen Gegenständen entlangzog, ohne auch nur eines umzuwerfen und auch Francis wirkte entspannt. Am leeren Teller blieb das Tier schließlich stehen und leckte über die Reste, die in der Schale geblieben waren. "Was man sich erzählt? Es sind geteilte Meinungen...Piraten sind ja kein beliebtes Volk hier...viel schlechtes, aber ich glaube, dass viele es nicht wahrhaben wollen, dass eine Frau dies alles geschafft hat. Das hat mich..wirklich beeindruckt...also..wenn selbst eine Frau das schafft, warum sollte ich das nicht können?"

Ich konnte mir einen höhnischen Gesichtsausdruck nicht verkneifen. Die kleine sank mit ihrem Gestottere in meiner Achtung. Ich glaubte nicht, dass sie lange durchhalten würde.
"Und hast du von Tortuga gehört? Ausser, als ich erzählte, dass wir dort hinfahren.

"Ich kenne die Lage und habe viel darüber gelesen. Es ist eine Hochburg, wo die Ware verkauft wird, die auf den Raubzügen erbeutet wurden", erklärte ich und nickte dabei, während ich tief durchatmete, um wieder ruhiger zu werden. "Darf ich bleiben?" Ich wusste, dass die Frage unvermittelt und vielleicht auch frech war, aber das Essen hatte ihr geschmeckt und ich war noch am Leben. Sonst hätte sie doch längst etwas wanderes getan.

Ich pfiff langsam durch die zähne. Wenigstens war sie direkt. Ich würde sie erst einmal hier behalten, das stand für mich fest. Ein kleines Geistes dreistes Mädchen. Das interessierte mich. Ausserdem konnte wir jede helfende Hand brauchen. Aber das wollte ich ihr nicht unter die Nase binden. Zur Not würde ich sie in Tortuga verkaufen. Vielleicht im Bordell meines Herzens. "solange du nützlich bleibst!", gab ich zurück.

"Ihr habt mein Essen gegessen und euch nicht beschwert bisher." Ich konnte es mir nicht verkneifen, als zu lächeln. Dann hatte ich es fürs erste wirklich geschafft. Ich wusste, dass ich es nicht wirklich geschafft hatte. Noch lange nicht. IM Prinzip war ich eine auswechselbare Küchenhilfe und ich musste jetzt für keine Ahnung wie viele Männer kochen und mich als Jungen ausgeben, aber trotzdem...hatte ich es geschafft. "Danke Capitän!"

"Bedank dich nicht zu früh!", gab ich trocken zurück. Ich schob ihr meinen leeren Teller hin, was die bordkatze mit missmutigem maunzen quittierte. Sie sprang wieder zu Boden.
"Bring den Kram weg. Und wenn die Crew dir eine Aufgabe gibt, betrachte es, als hätte ich sie dir gegeben!"
Als sie eben gehen wollte, unterbrach ich sie noch einmal kurz. "Achja, Matty... Ein Tip zum Abschied. Du brauchst keinen Grund, um jemanden zu töten!"

Ich blieb in der Tür stehen und starrte kurz in die leere Schüssel, aber auf dieses Argument hatte ich nicht viel zur entgegnen. Ich wusste, dass Piraten plünderten, aber ohne Grund jemanden zu töten? Das war weder abenteuerlich, noch heldenhaft. Nachdenklich lief ich zurück, wo ich plötzlich einen harten Schlag gegen den Hinterkopf bekam und einfach aufs Deck fiel. Allgemeines Lachen war die Antwort und ich wurde von irgendwem wieder hochgehievt. "Warst ja 'ne Weile drin. Und lebst noch. Ein Wunder, Landratte", lachte einer der Piraten. "So ein Wurm. Was sollen wir damit? Was denkt sich der Kapitän schon wieder?" Ich blieb stumm und hielt den Teller in der Hand. Jetzt brannte nicht nur mein Knie, sondern auch mein Kopf, aber wenn ich etwas sagte oder Schwäche zeigte, würde das sowieso nur schlecht enden. "Was is los? Zunge verschluckt?!"

Von hinten ergoss sich ein Schwall kalten Wassers über Mattys Kopf. Die Kleidung war sofort durchnässt und klebte an ihrem Körper. Der halb blinde stand hinter ihr mit einem wassertrog und einer groben bürste.
"Er soll sich nützlich machen, also lasst ihn das deck schrubben!" Der Blick seines sehenden Auges wanderte über die Holzplanken, an manchen stellen waren noch Löcher von Kanoneneinschlägen, darum dunkle schlieren.
"Ein bisschen reparieren kann er nachher auch noch. Wir haben ja jetzt wieder Holz!"
"da fühlt er sich bestimmt zu Hause, wenn wir Holz von seinem Haus benutzen", Höhnte der hühne von vorhin.

Wieder unterdrückte ich einen Aufschrei, doch ich begann schon jetzt am ganzen Körper zu zitternd, während ich die Arme um meinen Körper presste und wieder einmal dankbar war, dass man meinem Körper nicht so einfach ansehen konnte, dass ich eine Frau war. Ich biss mir nur auf die Lippe und wollte die Bürste nehmen, die er allerdings einfach hinwarf. "Bück dich brav und kriech am Boden, wie es sich für Schweine vom Dorf gehört." Noch immer kein Wort sagend, nahm ich die Bürste vom Boden und lief zur ersten dreckigen Stelle, um sie zu schrubben. Francis hatte gesagt, dass das Wort der Mannschaft wie das von ihr war. Ich musste es tun und niemand hatte gesagt, dass der Anfang leicht wäre. Ich musste mich nur beweisen. Das war alles.

Einer trat sie in die seite, sodass sie noch einmal in die lake fiel. "Und wehe, du stinkst nachher wie ein nasser Hund! Dann darfst du draussen pennen! In unsere koje kommst du nicht!"
Der seegang wurde stärker, und geübt glichen die Seeleute es durch ihren gang aus, als sie sich wieder an den verteilten um ihrer Arbeit nachzugehen.

Ich keuchte auf und landete auf der Seite, mittlerweile waren meine Sachen triefend nass und auch von sauber konnte keine Rede mehr sein. Mit einer Hand umklammerte ich die Bürste so fest ich konnte und starrte nach unten. Nicht weinen, bloß nicht weinen, dann ist es sowieso vorbei, beschwor ich mir immer wieder. Ich hatte Mühe auf dem nun nassen Boden nicht zu rutschten und je weiter wir fuhren, desto stürmischer wurde die See, dass es mir schwer fiel nicht gegen jeden der Piraten zu stolpern.

Wann immer sie den Fehler machte, einem der Crew in den weg zu kommen, erntete sie tritte, zumeist in die seite. Für die anderen war das zierliche Bürschlein ein leichtes Ziel. Ab und an schwappte Wasser über die reeling, und war es vorher heiß gewesen, war bald Nichts mehr trocken und die See unruhig. Der Himmel hatte sich zugezogen.

Schon wenige Stunden später zitterte ich am ganzen Körper und alles schmerzte. Wenigstens hatte ich einen kleinen Erfolg zu vermelden. Das Deck war sauber, wenn man von dem immer wieder überschwappenden Seewasser einmal abhalten musste. Ich klammerte mich an die Reling und war froh, dass wenigstens mein Magen durchhielt. Die Wellen wurden immer höher und ich fühlte mich als würde das Meer nur mit uns spielen. Als es dann dunkel wurde, wurde ich unter Deck gestoßen, um für das Essen der Crew zu sorgen und ich war froh. In der Kombüse war ich allein und konnte für einen Moment durchatmen. Ich kauerte mich für einen Moment zusammen und presste die Lippen aufeinander. Durchhalten, durchhalten. Es war erst der erste Tag und die Schmerzen würden aufhören. Piraten gingen nie sanft miteinander um. Das wollte niemand. Mit diesem kleinen Mantra im Kopf richtete ich mich wieder auf und begann die Kartoffeln zu schälen.

Vorher still wie ein Dekoelement im Rahmen des Fischauges liegend, reckte dich die schmale Katze von vorhin jetzt, gähnte, und sprang ohne einen laut zu Boden. Sie strich ihr kurz schnurrend um die Beine, dann Wasser es ihr wohl zu nass dort und dir sprang auf die arbeitsfläche.

Ich erschrak, da ich zuerst dachte, dass es sich um einen der Piraten handelte, doch als ich die Katze erkannte, lächelte ich etwas und strich ihr vorsichtig über das weiche Fell. Sie sah etwas rabiat zugerichtet aus, war aber wirklich zutraulich. Ich nahm etwas von den Heringen und stellte ihre eine Schale hin, auf die sie sich sofort hungrig stürzte. Ich ließ mich davon kurz etwas ablenken, machte dann aber weiter und stellte einfache Pasteten aus Kartoffelteig her. Ich wusste nicht, ob das ein noramler Junge können sollte, aber es erschien mir als einfach genug und sättigend. Einige brannten in dem Ofen etwas an, aber es sollte für alle reichen.

Draußen wurde es Nacht, aber das Schiff kam nicht zur Ruhe. Die Männer blieben aufmerksam. Man schien allgemein daran interessiert, ohne Pause schnell weiter zu kommen. Jene, die nichts zu tun hAtten, fanden sich in kleine Grüppchen zum würfeln oder trinken. Francis ließ sich nicht blicken.

Als ich endlich fertig war, kam mir ein angenehmer Geruch entgegen, der nicht nach Salz, Alkohol, verrotteten Fisch oder Schießpulver stank, sondern nach richtigem Essen. Beinahe stolz lud ich es auf ein Tablett und schaffte es schließlich nach oben. Musste ich sagen, dass es Essen gab?

Musste sie nicht. Der Duft kam nicht weit bei dem Wind, aber bald kamen einige Typen zusammen und griffen einfach mit den Händen zu und stopften sich voll.

Ich war froh, dass ich daran gedacht hatte mir etwas zurückzulegen. Bei dem Gedränge, das dort entstand, wollte ich nicht zwischen die Fronten geraten. Jeder nahm sich einfach etwas, riss ein Stüc heraus und schluckte es hinunter, zum Teil selbst ohne zu kauen. Nicht wirklich schön mir anzusehen, aber so waren eben Piraten und ihnen schien es ja zu schmecken. Gar nicht mal so schlecht und dabei ging es mir schon etwas besser.

Am Ende rissen sie ihr das Tablett quasi aus der hand. Die Reste trafen sie als sei sie ein interaktiver Mülleimer.
Ebenso schnell, wie Sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder sobald Das Essen weg war. Eine Gruppe von dri typen waren am würfeln und Wanken sie rüber.