4. Story ~

"Ernsthaft? Das ist deine Antwort?"
Ann schüttelte langsam und leicht verkniffen den Kopf. Abwertend musterte sie sie.
"Ihr seid alle kleine Treudoofe Spürhunde, nicht mehr und nicht weniger. Was haben sie euch über uns erzählt? Hast du es ihnen alles geglaubt?"
Ann schüttelte den Kopf.
"Wenn jemandem nicht mehr einfällt, als den gegnüber zu beleidigen, dann hat er seine eigene Position nicht ein mal hinterfragt. Wenn du jemanden um Hilfe bittest, dann solltest du ihn nicht im gleichen Moment beledigen!"

"Ich habe eure Hilfe nicht nötig und auch nicht die Lust mich groß mit euch zu unterhalten. Warum sollte ich euch außerdem glauben. Ihr lehnt euch gegen den Hohe Fürsten auf, nur weil es euch gerade passt.", knurrte ich gereizt wieder und Cron baute sich hinter mir auf, als er meine Wut spürte. "Ihr könnt mir doch sonst was erzählen, warum sollte ich dem Gerede glauben. Ihr habt meinen Frieden zerstört!"

Beim letzten Satz entfuhr mir ein kleines Lächeln. Wir hatten ihren Frieden zerstört... dabei war die kleine doch zum Millitäär gegangen. Wer sic da Frieden wünschte hatte recht eindeutig den Beruf verfehlt.Ich war versucht, ich das so zu sagen, hielt mich aber zurück. Ich deutete auf den zweiten Raum. Den, den ich ihr nicht verboten hatte. "Da it das Klo, es gibt von dort keinen weiteren ausgang also kannst du ganz entspannt pissen gehen. Dabei kannst du dir ja mal ins Gedächtnis rufen, warum du den Fürsten so vehement verteidigst. Dass würde mich tatsächlich interessieren und wenn du vom Klo wieder da bist, kannst du versuchen, mich zu überzeugen!"

Mir entfuhr ein leichtes Zischen, doch dann drehte ich auf dem Absatz kehrt und ging in das kleine Bad und schloss die Tür hinter meinem Rücken. Diese Frau konnte mir bei weitem gestohlen bleiben. Hier hatte es sowieso keinen Sinn mit irgendjemanden zu diskutieren. Ich würde nur ihre Wahrheit zu hören kriegen, aber ich kannte meine. 
Das kleine Bad war recht dunkel, es gab eine Badewanne aus irgendeinem Metall, ein kleines Waschbecken und auch eine Toilette, beinahe so modern, wie die der Hauptstadt. Kleine Wasserelementare flogen in der Gegend herum. Eigentlich musste ich nciht auf die Toilette, nur war mir unglaublich schlecht. Als ich mich kurz im Spiegel getrachtete, sah ich die dunklen Ränder und den Augen und einige Kratzer, auch an Armen und Beinen, die ziemlich brannten. Ich könnte sie zwar selbst verarzten, aber das hätte unnötige Kraft gekostet. Hier drin gab es auch nichts, mit dem ich mich wehren könnte, es sei denn ich wollte sie mit nassen Handtüchern bewerfen, aber das wäre lächerlich, daher spritzte ich mir nur etwas Wasser ins Gesicht und kam dann langsam wieder nach draußen.

Ich verschrenkte kurz die Arme hinter dem kopf, stand auf und ging ein paar schritte um meinen Kreislauf in den Gang zu bekommen, auch, um damit umgehen zu können, falls sie jetzt wieder lossprinten sollte.
Aber sie kam wieder heraus mit einem leicht feuchten Gesicht, sonst aber relativ ruhig.
"Also?" Ich legte den kopf leicht schief.
"Die Aufforderung war tatsächlich ernst gemeint. Was ist es, dass dich so an den Fürsten bindet?"

"Das muss ich jemanden wie dir sicherlich nicht erzählen. Du würdest es sowieso nicht verstehen, aber es gibt Menschen, die jemanden die Treue halten können ohne auf das nächstbeste Angebot anzuspringen", platzte es mir halb heraus. Ich war wütend und eigentlich wollte ich gar nichts sagen und dann tat ich es doch. Es war schrecklich und ich sah mich nur wieder im Zimmer um. Konnte ich irgendetwas nutzen?

Ich sah ihren prüfenden blick, fing ihn ein und versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln und auf mich zu fixieren. Ich spannte mich leicht an.
"Ich meine das Ernst, Mädchen! Ich selbst bin ein sehr loyaler Menschh, wenn auch sicherlich nicht dem Fürsten gegenüber! Was gibt er dir, dass du ihm alles von dir widmen möchtes?"

Wieder sah ich auf, kniff die Augen leicht zusammen. Was sollte das? "Mir egal, was du von dir hältst. Der Hohe Fürst beschützt meine Familie und mein Land. Solange ich in Frieden Leben kann, bin ich bereit mein Leben dafür zu geben. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Wir stehen auf verschiedenen Seiten und wenn irh glaubt ich würde euch irgendetwas erzählen, dann liegt ihr falsch."

"Ich beteilige mich an dieser Integrations-scheiße, die unsere kleine Chefin da abzieht! Ich will keine Informationen von dir haben oder so, ich stimme dir auch zu, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen. Aber du kannst mir nichts von Frieden erzählen, wenn ihr Leute zusammenschlagt... Und 'Das Volk schützen'? Wer ist das Volk denn? Eine ausgewählte Elite? Die Mehrheit? Erklär es mir!"

"Das Volk ist keine Elite, sondern die Menschen Aleras, die unter dem Hohe Fürsten und den sieben weiteren Fürsten stehen. Sie kümmern sich um dessen Bedürfnisse. Und niemand wird zusammen geschlagen. Das Reich ist groß und man kann nicht alles überwachen. Dank ihnen kann ich jedoch in Sicherheit leben, mir ist egal, was die anderen sagen. Das Gespräch ist hier und jetzt auch beendet. Ich will mich nicht intergrieren lassen. Töte mich einfach oder lass mich gehen."

"Das habe ich nicht zu entscheiden! bring solche bittten den anderen gegenüber an! Irgendwelchen Leuten, die hier was zu sagen haben!"
Ich seufte leicht und strich meine Haare zurück.
"Natürlich kann man nicht überall sein. Eine Regierung kann nicht alle überwachen, da stimme ich dir zu. Aber was im eigenen Haus passiert, sollte man doch wissen! Denn dafürhat man tatsächlich die Verantwortung!"

"Ich hinterfrage den Fürsten nicht, genauso wenig wie du deine Herrchen hinterfragst", bemerkte ich gehässig. "Lass mich hier raus", begann ich erneut und spannte mich wieder an. Hier gab es keine Möbel aus Holz, nichts was mir helfen könnte, aber in meiner Tasche trug ich einige Samen mit mir rum. Wenn ich mich klug anstellte, könnte ich es so einsetzen, dass ich hier rauskam.

Ich schüttelte den Kopf, leicht enttäuscht. Von besagter Enttäuschung liess ich mir allerdings nicht allzu viel anmerken, sonder musterte sie nur, sodass mir ihr erneuter Blick nicht entging.
"Du wirst hier nicht viel finden!", sagte ich.
"Glaub mir, ch kenne mich mit Holz so gut aus wie du. Und hier ist keins!"

Ein wenig ertappt, senkte ich eine Sekunde den Blick. Wenn sie das sagte, konnte das zugleich aber eigentlich nur eines bedeuten. Sie war eine Holznutzerin oder ist es gewesen. So sicher warich mir dann doch wieder nicht. Konnte ich vielleicht sie irgendwie loswerden? Es raubte mir langsam die Luft zum Atmen, wenn ich noch länger in diesem Keller Raum ohne auch nur eine Pflanze gefangen blieb. Wieder dachte ich an die Samen. Sie wären meine Chance.

"Wenn du hier ein Weilchen aushälst ohne Stress zu machen, dann bekommst du vielleicht ein eigenes Zimmer, in das du ein paar Grünpflanzen stellen kannst! Aber hier ist das nicht drin. Zum einen weil es dich zu einer Bedrohung macht, zum anderen, weil ich keine Pflanzen in meinem Zimmer aushalte!"

Man konnte in ihr fast wie in einem Buch lesen, oder zumindest Vermutungen anstellen. Aber wenn sie keine Pflanzen aushielt...wenn ich hier schon eingesperrt war, würde ich es ihr nicht einfach machen. Im selben moment schleuderte ich ihr die Samen entgegen. Cron reagierte sofort und binnen von wenigen Sekunden waren sie zu Ranken gesprossen, die sie sofort fesselten. "Du unterschätzt mich."

Ich hatte schnell genug meine Hand am Messer gehabt und Durchschnitt die ranken mit Leichtigkeit.
Sie hatte es missverstanden. Ich war mit Pflanzen so fest verankert dass es schmerzte und nicht allergisch gegen Sie oder ähnliches.
Sie zu zerstören tat weh. Doch letztendlich hatte diese Zerrissenheit mich stark gemacht und ich hatte nicht vor, mich von diesem kleinen mickrigen Mädchen einschüchtern zu lassen!
"Vielleicht!", erwiderte ich.
"Aber du mich ebenso! Dieses Messer zershcneidet elementare wie Fleisch. Also gib acht, was du tust, kleines Mädchen!"

Kurz zuckte ich zusammen, als die Wurzeln auf dem Boden landeten. Cron stand bereits wieder vor mir, auch wenn er sich zurückhielt. Das war nicht verwunderlich. Elementare waren mit einem Menshcen verbunden und er zog seine Kraft aus mir. Ich war nicht stark genug, hielt ihn gleichzeitig zurück, sorgte aber durch eine kleine Bewegung dafür, dass die Ranken sich wieder verbunden und meinen Arm hoch, über meinen Hals liefen, wie kleine Schlangen.
"Versuch es, aber dann werden wir alle hier sterben." Ich würde nicht zulassen, dass sie Cron etwas antat. Crons Widerstand hallte dumpf in meinem Kopf wieder, doch weiter ließ ich ihn nicht gehen, sondern sah nur auf das Messer in ihrer Hand.

"Halt... Dich... Zurück!", sagte ich leicht rau und sehr bestimmend.
"Mach hier keine Dummheiten, es lohnt sich für dich nicht!"
Die Tür wurde geöffnet und Jodie betrat den Raum, realisierte, was sie da sah und zog den bogen von ihrer Schulter.
"Du bleibst schön still stehen, ganz ruhig, und ziehst deinen Elementar zurück! Sonst ist er in ernsthafter Gefahr!"

Jetzt stand es zwei gegen einen. Und noch dazu war ich angeschlagen und anders, als die Andere, besaß sie einen Elementar und ich hatte bereits merken dürfen, wie gut sie war. Tatsächlich dachte ich dennoch kurz darüber nach einfach vorzupreschen. Sie wären sicher überrascht gewesen aber wie lange. Widerstrebend senkte ich meine Hand und Cron löste sich in kleine Blütenblätter, die auf dem Boden landeten und schließlich zu Erde wurden. 
Mich konnten sie töten, aber nicht Cron. Wenn du einen ganzen Wald auf deinem Gewissen haben willst, wollte ich sagen, presste die Lippen aber noch gerade rechtzeitig zusammen. Nun war er für die Beiden nicht mehr sichtbar und auch nicht in der Lage mehr auszurichten, solange ich ihn nicht darum bat.

Jodie
Ich atmete erleichtert auf und blickte mit einem warnenden Kopfschütteln zu Ann.
"Das funktioniert nicht mit euch beiden, das sehe ich..."
Ich seufzte und schloss die Tür hinter mir. Mein Vögelchen presste sich noch schnell durch den Türspalt. Joy landete auf meiner Schulter und zog die Flügel ein, die leicht miit der Umwelt verschwammen.
"Du wirst dein eigenes Zimmer bekommen!" Ich sagte das eher gequält. So hatte ich das nicht gewollt.

"Oho eine Privatzelle? Wir freundlich, dass ihr mich nicht mit eurem Freak zusammen lasst. Hatte schon Angst, mir werde in der Nacht einfach die Kehle durchgeschnitten", erwiderte ich patzig. Ohne Cron allein vor ihnen zu stehen, machte mich schrecklich nervös, was ich nur auf diese Weise halbwegs verbergen konnte. Allgemein fiel es mir nun auch schwerer sie anzusehen. "Ich...Ich werde mich nicht integrieren lassen, manipulieren, was auch immer ihr vorhabt."

Jodie
Ich ging nicht weiter auf das ein, was sie sagte, sondern bedachte Ann mit einem etwas traurigen Blick. "DEin zweites Zimmer ist nicht frei, oder?" Ann schüttelte sofort den Kopf, sehr enthusiastisch.
"Okay, dann ... ziehst du vorübergehend um. Es gibt einen Raum, von dem aus du wahlweise durch mein oder durch Anns zimmer durchmusst um irgendwohin zu kommen!", wandte sie ich an die Gefangene.

Ich sagte nichts weiter dazu. Mittlerweile war es mir fast schon egal geworden. Schließlich steckte ich irgendwo unter der Erde, bei einer Rebellentruppe, die mich aus irgendeinem mir unbekannten Grund noch nicht getötet hatte und mit jeder Sekunde mehr, wurde es auch eine stärkere Zerreißprobe für meine Nerven. Hätte ihr Versteck nicht auf einem Schiff oder einfach im Wald sein können? Stattdessen hatten sie sich eine Mine gesucht. Und das mit guten Erdnutzern. Sie fingen wohl die Wellen ab, die unsere Sucher aussandten.

"okay, komm mit!"
Jodie nahm ihre Gefangene am Handgelenk und zog sie mit sich.
durch die gleichen Gänge, wie zuvor.

Ann
Ich atmete durch und blickte den beiden hinterher. Ich hätte sie eh nicht hier gewollt! Die meisten lebten zu mehreren in ihren Zimmern, ich nicht. Aber es war besser so, ich war eher der Einzelgänger.
Ich machte mich auf zurück zur Krankenstation, überliess die Organisation Jodie. Ich klopfte an der Tür.