Es war mitten in der Nacht, als mich ein Geräusch aufschrecken ließ. Sam lag direkt neben mir und döste vor sich hin. Anscheinend war sie gestern noch während des Spielens auf ihrer Gitarre eingeschlafen. Typisch für sie. Ein kurzes Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich wieder ein Rascheln hörte. Unschlüssig, was ich tun sollte, beschloss ich auf eigene Faust die Ursache zu erforschen. Vielleicht waren es Ratten? Vorsichtig schob ich die Plane beiseite, die als improvisierter Regenschutz diente und trat in die Kälte der Nacht. Es war beeindruckend, wie es diese eine Plane schaffte, de Wärme in unserem Unterschlupf zu halten. Ich machte zwei Schritte vor und blinzelte einmal. Wir schliefen nahe eines Parks, zwischen den Bäumen versteckt. Ihr fand man uns nicht so schnell. Wieder lauschte ich in die Stimme und wieder ein Rascheln. War es ein Tier? Doch dafür war es zu...falsch. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Eine merkwürdige Anspannung ergriff mich und dann war da noch etwas. Eine Stimme? Irritiert sah ich mich um. Hatte ich es mir eingebildet? Nein...ich konzentrierte mich und konnte wirklich etwas hören. Wie ein Säuseln erfasste sie mich, umwarb meinen Geist. Meine Sinne sagten mir, dass ich es lassen oder zumindest Sam Bescheid geben sollte, doch das konnte ich nicht. Mein Körper fühlte sich stumpf, der Geist getrübt an, als ich durch das Gebüsch streifte. Und dann fand ich mich auf einer Lichtung wieder.
Eine Person stand mir gegenüber. Gänsehaut. Alles prickelte. Ich mochte Menschen nicht und das alles war so unglaubwürdig. Wie ein Traum. Meine Stimme wollte nicht den Weg zu meinem Mund finden. Unfähig zu sprechen oder mich zu bewegen sah ich nur geradeaus. Die Schatten versteckten das Gesicht der Person. Dann eine erste Regung. Ein Lächeln, dann ein Grinsen. Doch etwas stimmte nicht. Die Zähne...sie waren nicht menschlich. Eher wie die eines Tieres....Was war das? Angst...Faszination...noch etwas. Stockend ging ich auf ihn zu. "Komm zu mir..." Nun hörte ich die Stimme laut und deutlich. Sie hatte einen ungemein angenehmen Klang. Weich, anziehend. Ich konnte mich ihr nicht entziehen, bis ich vor ihm stand. Es war ein Mann. Sein Alter war nicht schätzbar. Irgendwas zwischen 20-40 vielleicht? Und die Augen...rot. Kontaktlinsen? Nein? Irgendwie...mein Kopf war leer. Dann die erste Berührung. Danach wusste ich nichts mehr. Schmerz erfasste meinen gesamten Körper. Mir wurde klar, dass er mir seine Zähne in den Hals rammte. Nun entfuhr mir ein erster Schrei. Schmerz. Heiß erfasste er nun alles. Sam. Sam? Wo war sie. Irgendwo. Sam musste kommen. Sie musste mich retten. Was konnte ich tun. Was war das? Was passierte? Wieso? Tausend Fragen, keine Antwort. Dann war es vorbei. Zuckend kippte ich nach vorn, fühlte mich so unglaublich leer. "Nana...für das Sterben ist es noch zu früh....vielleicht werde ich dich ja noch brauchen. Und bis dahin...will ich auch noch unterhalten werden." Etwas warmes legte sich über mein Gesicht, drückte sich an meinen Mund. Ich konnte spüren, wie mir etwas warmes die Kehle herunterlief. Die Wärme und der Geschmack von Eisen ließen mich würgen, doch wehren konnte ich mich nicht. Danach knallte mein Kopf wieder auf den Boden. Der Schmerz kam in Wellen, ließ mich stumme Schreie von mir geben. Dann wurde es schwarz.