4. Story ~

Ein leichten Kribbeln überzog meinen Körper. Ein Feuernutzer. Ausgerechnet! Sie waren ein echtes Problem, doch kaum hatte ich mir das bewusst gemacht, schoss wie aus dem nichts ein neuer Pfeil hervor. Ich konnte nicht mehr reagieren, doch Cron ließ eine Wurzeln vor mir erscheinen. Sie brachte mich zum Straucheln, doch nur einen Augenblick später wurde ich nach hinten geschleudert. Schmerzhaft bohrte sich ein Pfeil in meiner Schulter. Nur mit Mühe unterdrückte ich einen Aufschrei und umfasste den Pfeil bereits mit einer Hand. Er musste raus, schnell und dann..musste ich weg. Cron wirbelte in seiner Geisterscheinung um mich herum. Es hatte ihn Kraft gekostet, die Verfolgung aufzunehmen und mich vor dem Pfeil zu schützen. Ohne ihn hätte er mein Herz sicherlich getroffen.

"Hab sie!", rief ich.
"Geht vor! los, los, los! Ich klatschte in die Hände, um die die mir zu hilfe gekommen waren in Bewegung zu setzen.
"Kommst du klar?", fragte zora und kurz blitzten ihre haare zwischen den Bäumen aus.
"Nein, denk an die Mission und verpiss dich!", rief ich ihr zu und ging zur Wache um meinen Schusss zu überprüfen. Treffer, versenkt, aber nicht tot. ICh drehte das Mädchen auf den Rücke und strich meine weite Kaputze zurück.

Eine Hand drehte mich zur Seite. Mein Herz stand für eine Sekunde still. Helle Haare, blaue Augen, sie war die Schützin, die mich erwischt hatte. Mit Mühe drängte ich den Schmerz aus meinem Gesicht, umklammerte aber mit einer Hand den Pfeil in meiner Schulter. In meinem Rücken spürte ich Cron. Ich war bereit mich zu wehren, wenn sie mich angriff. So war mein Plan, doch schon jetzt fühlte ich mich entkräftet. Ich war nicht für den Kampf ausgebildet worden und jetzt bereits bei meiner ersten Mission geschah das!

Ich blickte ihr nicht ins gesicht.
"Zivilist bist du nicht. Späher oder Wache? " Sie war neu, dessen war ich mir bewusst.
Es war in ihren Bewegungen zu lesen aber vor allem hatte sie keine Auszeichnungen und die Uniform schien neu.
"Halt still!"
Ich brach den Pfeil vorne ab.

Es kostete mich Kraft keinen Laut von mir zu geben, als sie den Pfeil abbrach. 
Ihr Gesicht kam mir nicht bekannt vor, ihre Kleidung stammte nicht aus der Gegend und wenn, dann hatte sie sie bei einem Händler von außerhalb gekauft. Dazu war sie ein Windnutzer. Deswegen hatte ich sie so schwer erwischen können. Irgendwie musste ich entkommen. Auf ihre Frage antwortete nicht, sondern legte eine Hand auf eine Wurzel hinter meinem Rücken und sammelte meine Gedanken.

Ich gab ihr einen harten Klaps auf die Hand und band ihr Tücher um Leib, Kopf, Kniekehlen und Hüfte. Dabei band ich ihre Extremitäten an ihren Körper und ließ den Pfeil vorerst drin um keine zu starke Blutung zu riskieren.
Ich stieß einen Pfiff aus und befestigte die Enden der grünlichen Tücher an Joy, die die junge Dame um einen Meter in die Luft hob. Erdmenschen waren in meinem Areal - also der Luft meist eher aufgeschmissen. Deshalb liebte ich mein Elementargeistchen! Luft war immer überall und so war für mich auch immer ein bisschen Heimat.

Sie wusste was sie tat. Ich konnte nichts tun und verbarg meine Stimme. Durch ihre Aktion hatte sie mich mehr oder weniger handlungsunfähig gemacht. Cron blieb dicht an meiner Seite und sorgte dafür, dass ich ruhig blieb, aber selbst so fiel mir das schwer. Meine erste Mission und dann dieser Fehlschlag und der Pfeil in meiner Schulter pulsierte schmerzhaft. Vor Scham und Wut hätte ich am liebsten laut aufgeschrien, doch ich wollte mich nicht vor meinem Gegner bloßstellen, wenn es mehr überhaupt noch ging.

Ich versorgte noch die zwei Rebellen, die von der Wache versorgt worden waren. Ich war keine Heilerrin, wir hatten nur wenige die des Wassers mächtig waren. Aber die übliche erste Hilfe konnte sogar ich.
Ich verließ die Kleine und liess Joy zur Bewachung zurück.
Ich versorgt weiter die verletzten. Da ich distanz-Kämpferin war, kamen diese Aufgaben mir öfters zu.

Irgendwie musste ich hier rauskommen. Als ich hoch sah, konnte ich die durchscheinenden Schwingen ihres Elementars sehen. Wenn ich es nicht wieder auf den Boden schaffte, würde ich gar nichts ausrichten können. Notfalls würde ich das für mich beenden. An der Akademie hatte ich gelernt, dass man mit solchen Leuten nicht verhandeln sollte. Anscheinend besaß sie aber nur diesen Windelementar. Das war für mich zwar nicht perfekt, aber besser, als wenn sie über weitere Elementare verfügte. Erneut sah ich mich um und versuchte mich aus den Tüchern zu winden, während sie abgelenkt war.

Ich kehrte nach einer ganzen Weile zurück. Ich war noch sehr mitgenommen vom letzten mal, es war ein furchtbarerer kleiner Überfall gewesen! Sie hatten uns anscheinend erwartet, wir hatten eine Sicherheitslücke gehabt, die wir immernoch nicht gefunden hatten. Beim letzten Überfall waren wir also mit dem Kopf voran in die Falle gelaufen.
Ich war stark verletzt worden, deshalb war ich heute in den hinteren Reihen aktiv, kunschaftete aus, hatte die Heuler und die Verletzten zu versorgen.
Nach einer weile holte ich meine kleine Verletzte vom Baum.

Sie kam wieder, als ich eine Hand, unbemerkt von dem Vogel, aus den Tüchern gelöst hatte und nach dem Dolch aus meiner Tasche griff. Während ich sie aus dem Augenwinkel sah, schnitt ich die Tücher durch und knallte eher unsanft auf den Boden, aber immerhin war ich jetzt frei. Kaum berührte ich den Boden, meldete sich Cron. Er erschien nicht in ganzer Gestalt, sondern ich ließ die Wurzeln auf das Mädchen zuschießen und fesselte sie mit den Beinen an den Boden. Jetzt war sie im Nachteil.

Das kleine Mädchen war nicht schlecht. GEschickter als die meisten in unserer Gruppe. Anscheinend hatte sie eine richtige Ausbildung genossen.
Mit gebundenen Füßen war ich tatsächlich richtig eklig behindert, aber meine Güte. Ich war nicht umsonst Schützin! Joy schnitt ihr den Weg ab und flog ihr sehr direkt entgegen, schnell wie ein Kolibri und mit scharfen Schnabel. Hinter ihr, wenn auch fixiert, war ich und ich hatte es noch geschafft, den Bogen zu spannen und abzuschießen.

Ich stolperte von ihr weg. "Cron halt mir den Weg frei!", rief ich. Es war das erste, was ich in ihrer Nähe sagte. Mittlerweile war ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich nur noch fliehen konnte. Keine Gefangenen, hauptsache weg. Ich wusste, dass eine keine einfachen Diebe waren, das hier waren Rebellen, sie waren da. Der Elementar des Mädchens schoss auf mich zu. Cron sprang aus dem Baum. Mit seinem Geweih schleuderte er den Vogel beiseite und sorgte dafür, dass er sich in Lianen verfing, während ich weiter hastete.

"Joy!", rief ich entgeistert. Ich konnte es absolut nicht haben, wenn jemand die kleine verletzte. Normalerweise übernahm mein Elementar eher späherrische aufgaben und fuhr auch ganz gut damit. Es war seltsam mit dem Mädchen z kämpfen. Sie hatte keine Chance, wusste das aber noch nicht und das machte die Situation unfreiwillig komisch.
Drei Rebellen brachen aus dem Unterholz und fixierten das Mädchen, ein Leopard sprang ihren Elementar an.

"Cron!" Ich sandte meinen Gedanken zu ihm aus, doch weiter kam ich nicht. Ich wurde von Männern zu Boden gedrückt. Die Pfeilwunde meldete sich nun mit ganzer Kraft und ein erster Schmerzenslaut kam mir über die Lippen. Dennoch versuchte ich mich zu wehren und einen Blick auf Cron zu erhaschen, der nun am Boden lag. Schließlich musste ich jedoch erkennen, dass es nichts brachte und schloss kurz die Augen. Verschwinde Cron. Er widersprach auf seine Art heftig, ich wusste, dass er mich beschützen wollte, doch es brachte nichts. Letztendlich verließ er seinen Körper und zurück blieb ein einfacher, wenn auch schöner Baum, während sich seine Geistform sofort zu mir auf machte. 
Nachdem ich es noch ein letztes Mal schaffte, einem der Männer eine zu verpassen, verließen mich die Kräfte. Trotz allen Stolzes, knickten meine Beine ein.

"Danke Leute...!", sagte ich und strich mir die gelösten haare zurück. "Für dich doch immer!", sagte Zora leicht kichernd und zerwuschelte sie mir wieder.
Joy stieß hoch in den Himmel und kreiste über unserer kleinen Gruppe während wir zurück zum Hauptquartier latschten. Ich nahm die kleine mit, liess sie von zwei der Jungs tragen und liess mir erzählen, wie der überfall gelaufen war.

Han lief neben ihr, auf seiner Schulter hatte er ein Schwert gestützt. Er war noch ein halbes Kind und grenzte an die 15 Jahre. Es war sein erster Überfall gewesen und noch immer erstrahlte er vor lauter Stolz. "Stell dir vor, wir haben einen Eingang außerhalb der Stadtmauer entdeckt und konnten einige Waffen stehlen! Das bringt uns doch auf jeden Fall weiter!" Er grinste, ihm fehlte sein rechter Eckzahn und die Sommersprossen ließen ihn noch einmal um 2-3 Jahre jünger wirken. Neben ihm auf seiner Schulter saß ein Wiesel, dass allerdings aus reinem Staub bestand.

ICh lachte leise. Der kleine hob meine Laune immerwieder. Er war so vom Glauben erfüllt, das richtige zu tun! Das brachte meinen Glauben an unsere Sache auch immer wieder in die Senkrechte.
"Das bringt uns tatsächlich weiter...! Das mit den Waffen sah in letzter Zeit ziemlichh schlecht aus!"
Ich blickte über die Schulter. "Habt ihr der kleinen die Augen verbunden?", fragte ich und hörte eine Bestätigung.

"Wer genau ist das eigentlich und warum nehmen wir sie mit?" Er sah über die Schulter hinweg zu ihr zurück. Unverhohlende Neugier lag in seinem Blick. Sie hatten noch nie Gefangene genommen. Er war nicht so naiv, dass er nicht wusste, was sie normalerweise mit solchen Leuten taten. "Weiß sie etwas, dass uns weiterhelfen kann?"

Ich konnte ihre Worte verstehen. Das Gefühl der Demütigung saß tief. Ich sprach nicht, reagierte nicht. Ob es noch irgendeine Chance zur Flucht gab. Es waren neben der Frau noch mindestens 5 andere, wenn nicht mehr. Nein, allein mit Kraft würde ich es nicht schaffen. Noch dazu wusste ich nicht, wohin man mich brachte, da sie mir die Augen verbunden hatten, aber in einem unterschätzten sie mich. Ich war ein Holznutzer und hatte kleinere Tricks auf Lager. Zwar waren meine Hände gefesselt, doch Cron war noch da. Nach etwa 10 Metern, ließ ich ein Samenkorn aus meiner Hand rieseln, dass Cron zu einem kleinen Pflänzchen spießen ließ. Kaum höher als ein Grashalm, aber so entstand ebenfalls eine Spur.

"Keine Ahnung, ich mochte sie!" Ich musste lachen.
"Nein, jetzt mal ehrlich! Sie ist neu in ihrem Job. Ich denke, ich kann sie noch umdrehen! Und sie kommt frisch aus einer Ausbildung, die für uns interessant werden könnte, Und wenn ds nicht funktioniert holen wir alle interessanten Infos aus ihr raus bis sie um den Tod bittet!" Ich sagte das wie nebenbei.

Sie lief nur wenige Meter vor mir, sodass ich alles verstehen konnte. Wütend presste ich die Lippen aufeinander. Niemals würde ich mich irgendeiner Rebellenfront anschließen, die gegen den Hohe Fürsten trat. Meine Treue hatte ich nur ihm zugeschrieben. Bevor sie irgendetwas erfahren würden, wäre ich entweder tot oder geflohen.

"Das klingt gar nicht nach dir. Jedenfalls der erste Teil. Das du so nett bist, Joedi", verkündete er grinsend und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Tschi ist da ebenfalls der Meinung." Der kleine Staubhaufen auf seiner Schulter löste sich scheinbar auf und tauchte auf seinem Kopf wieder auf. "Aber wenn wir aus ihr Informationen rauskriegen, wäre das echt hilfreich. Aber ist das auch mit Liam abgeprochen?"

Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, er hatte keine Ahnung! Er wird auch bestimmt nicht begeistert sein, aber was solls... Zur Not kann man das Mädel ja immernoch umbringen! Aber ich finde, wir brauchen eh mal Leute, die die Strukturen da drin kennen und auf unserer Seite sind! Ich halte das für sinnvoll!"

"Wenn du ihn überreden kannst, ist ja alles gut. Hauptsache, du bekommst keinen Ärger. Wenn das Liebespaar unserer Gruppe auseinandergeht, wäre das nicht gut für die Moral", kicherte er und zeigte dabei seine kleinen pubertären Gedanken. Als Jodie nach ihm schlug, duckte er sich unter dem Schlag weg und rannte ein Stück vor. "Gleich sind wir da!"

"nur von pubertären Idioten umgeben...!", sagte ich seufzend, lächelte aber unwillig. Wir erreichten eine stillgelegte Mine , das mittlerweile wieder komplett in Natur verschwunden war. Bäume schützten den Eingang vor der Entdeckung. Eine kleine Gruppe wartete schon brav als Willkommenskomitee vor der Felsenformation, unter der unser Reich lag. ich zog das Seidentuch um meine Hüfte fester und richtete mich egrade auf. Es war ein guter Tag gewesen!

Eine junge Frau lief ihr entgegen, zumindest schien sie jung, in Wahrheit hatte sie die 30 Jahre bereits überschritten. Ihre schwarzen Haare reichten bis zur Hüfte und besaßen einen Blauschimmer. "Da seit ihr ja endlich! Ist alles in Ordnung." Mit Sorge ließ sie ihren Blick über die Gruppe schweifen und sah sofort die ersten Verletzten. "Bringt sie zu mir. Sofort. Ich werde mich darum kümmern." Muriel gehörte zu den wenigen Wassernutzern in der Gruppe und war von allen die Fähigste. Um ihren Körper wirbelte eine Art Schlange, die man jedoch nie ganz erkennen konnte. "Und wer ist das? Sie ist ja auch verletzt!", stellte sie fest und fuhr mit den Fingern über die Pfeilwunde.
Ich brachte eine Mischung aus Schrei und unterdrückten Quieken über die Lippen, als etwas die Wunde streifte. Es brannte und hinzu kam, dass der Pfeil noch immer darin steckte. Anders als die anderen klang die Stimme ehrlich sanft und besorgt, dennoch blieb meine Angst und Nervosität. Ich wusste noch immer nicht wo ich war, da ich nichts sehen konnte, obwohl ich versuchte, mich auf meine anderen Sinne zu vertrauen.