New Story :)

Ich stand auf. "Lass uns essen gehen. Larissa kocht super! Danach können wir uns auch sofort wieder zurück ziehen!" Ich lächelte vorsichtig.
"Vielleicht... Schauen wir uns heute Abend einen Film auf meinem Laptop an! Und reden morgen über ... Die Kräfte, die unsere Familie so hat!"
Ich reichte ihr die Hand

Ich ließ mir aufhelfen. Mein Bein kribbelte noch immer etwas, als wäre es eingeschlafen. Der Ausblick machte mich nervös, aber auch glücklich. Über früher sprechen, die guten Zeiten und ein guter Film wäre bestimmt auch nicht schlecht. Wir gingen zusammen in die Küche. Sie war wirklich groß. Neben dem Fenster stand sogar ein Sofa und davor ein großer Tisch. Larissa hatte den Auflauf gerade aus dem Ofen geholt und er schien auf den ersten Blick nur aus geschmolzenem Käse zu bestehen. "Was ist das für ein Auflauf?", fragte ich, mein Magen knurrte leise und ich legte schnell eine Hand darauf, wie um ihn zu beruhigen.

"das ist was ganz was gesundes", sie tänzelte um den Tisch und stellte den Auflauf auf einen Untersetzer, den sie vorher platziert hatte. "da ist ganz viel Gemüse drin! Und Tomaten von unserem Garten!" Sie holte eine Auflaufgabel hervor.
"die sind nicht gespritzt, Darling! Anders, als das, was du im Supermarkt bekommst!" Sie häufte Ava eine grosse Portion auf den Teller.
"Du bist so dünne! Naja, jedenfalls habe ich ganz viel Käse drauf gemacht, dass du auch etwas in den Magen bekommst!"

"Ähm...dankeschön", erwiderte ich schüchtern und starrte aus dem Berg aus Gemüse und Käse, den sie auf meinem Teller aufgehäuft hatte. Das reichte doch für eine ganze Familie, wenn nicht noch mehr. Ich konnte noch nicht ganz sehen, wie ich das schaffen sollte, aber es sah schon wirklich gut aus. Ich setzte mich an den Platz, den Viola mir deutete und wartete bis sie allen aufgetan hatte, auch für die noch unbekannte Mitbewohnerin, deren Stuhl aber noch leer war.

"Danke, süße!" Sie war aufgedreht, seit meine Schwester hier war. Aufgedrehter als sonst, auch wenn sie nie ein stiller Mensch gewesen war.
"Wo bleibt denn Paula!" Larissa legte ihre Stirn in falten und schaute Missbilligend zur Tür. "Darling! Es wird kalt!"
Ein Mädchen gesellte sich dazu. Sie hatte ein übergroßes Shirt und leggins an, sowie glate offene Haare und einen süßen Pony.

Sie setzte sich schweigend an den Tisch, musterte das Essen und stocherte darin herum, wie ich es auch getan hätte, aber es kam mir unhöflich vor. Als alle am Tisch saßen, hob ich den Blick, da alle schon zu essen anfingen. "Ihr.betet nicht vor dem Essen?"

Ich schaute sie überrascht an. War sie gläubig? Abgesehen von ihrer Erziehung da?
"Ne, wir haben alle nix mit dem Herrgott am Hut!", Antwortete ich

“Achso...dann...guten Appetit?“, sagte ich etwas steif. Es waren Gewohnheiten, die ich mir in Heim angewöhnt hatte, ohne selbst daran zu glauben. Es war seltsam, es jetzt nicht zu tun.

Eine Weile aßen sie schweigend.
Dann hob Viola den Blick. "Ich habe heute keine Nachtschicht, Ava und ich machen uns einen schönen Abend. Ich arbeite aber morgen wieder!"
"Ich geh noch tanzen!", Sagte Larissa und kicherte. "Kann ich mir deinen Lippenstift ausleihen?"
Ich nickte liebevoll lächelnd. "Den dunklen?"
Larissa nickte.

Ich sah nicht wirklich auf, sondern stocherte in dem Auflauf, probierte vorsichtig und blickt nur ab und an über den Tisch, um die anderen zu beobachten, wobei ich versuchte nicht ertappt zu werden. Larissa konnte ich wirklich nur schwer einschätzen. Sie wirkte so offen und strahlend, dass es mich abschreckte. Es waren Menschen, die in meiner alten Welt nicht dazugehörten und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie je in die Kirche gegangen war. Konnte ich sie sie nennen? Viola machte es ja auch. Und das andere Mädchen, Paula, hatte noch immer nichts gesagt. Sie hatte den Käse von dem Gemüse getrennt und schien sich nicht entscheiden zu können, was sie essen wollte und was nicht.

Ich schaute zu meiner neu entdecken kleinen Schwester und die Stille wurde mir unangenehm. Meistens war Stille mit Larissa kein Problem, aber sie schien die Anspannung gar nicht zu merken und hätte sich fröhlich dem Essen zugewandt.
"Ich arbeite im Krankenhaus!", Erklärte ich Ava. "Ok hab mich schon um einen Schlüssel für dich gekümmert, also wirst du in der Zeit wenn ich Schicht habe allein klar kommen! Was machst du momentan?"

"Das weißt du nicht? Ich dachte, sie hätten es dir gesagt. Ich...gehe noch zur Schule. Aber gerade sind Ferien, deshalb habe ich frei, denke ich...ich weiß nicht...ich kann mich auch alleine beschäftigen. Hast du irgendwelche Bücher oder so?" Ich hob den Blick und fühlte mich unsicher, auch weil ich nicht mit Viola allein reden konnte, sondern die anderen zuhörten. "In welchem Krankenhaus wohnst du? Ich kann dich abholen."

"Es ist nicht weit von hier!" Ich lächelte. "Und Bücher hab ich, jede Menge. Zur not kannst du in die Uni-Bibliothek gehen, die ist auch nicht weit von hier. Machst du Abi?"

Ich nickte wieder. Es zeigte mir wieder, wie wenig sie über mich wusste, aber auch wie wenig ich über sie. Wie alt war Viola, als sie abgehauen war. Vor zehn Jahren. Sie muss so alt gewesen sein, wie ich jetzt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich vollkommen alleine leben sollte. Auch jetzt war ich auf jemanden angewiesen. In diesem Fall meine Schwester. "Was...hast du gemacht? Als du von Zuhause wegbist?" Ich späte zu den anderen, aber Paula schien in ihrer eigenen Welt zu sein und Larissa lächelte auch nur vor sich hin.

Ich schaute auf. Larissa lächelte mir aufmunternd zu.
"ich habe nicht alleine gelebt, wenn du das meinst. Zu Anfang vor allem nicht. Ich weiß, du warst noch Recht klein. Aber ich hatte damals eine Freundin, die war um einiges Älter und bei ihr habe ich gelebt. Wie war nicht immer gut zu mir, aber Jess..."
Larissa hob den Zeigefinger und fuhr solidarisch dazwischen. "Ah-ah, hier zu Hause sagen wir das J-Wort nicht!" Ich nickte ihr liebevoll zu.

Ich sah zwischen Larissa und Viola hin und her. Viola senkte den Blick und schwieg kurz und Larissa strich ihr aufmunternd über den Arm und redete ihr gut zu. Jess....jess...jess....ich suchte in meinem Kopf nach diesem Namen. Zuerst kam da nichts, aber dann krammte ich aus den Tiefen meines Gedächnisses doch noch etwas hervor. Ich erinnerte mich, dass meine Eltern mich mit Viola zum spielen geschickt hatte und als wir auf dem Spielplatz waren, war noch eine junge Frau dazu gekommen. Für mich wirkte sie fast so alt wie Mama, aber in Wahrheit war sie sicher erst um die 20 gewesen und sie hatte mit Viola gesprochen. Am Abend hatte ich es meiner Mutter erzählt, dass Viola mit ener fremden Frau geredet hatte, woraufhin sie im Zimmer meiner Schwester verschwunden war und Dad mit mir gespielt hatte. "Ich....hab Mom damals erzählt, dass du dich mit ihr triffst", gab ich leise zu.

Ich schaute zu ihr und presste die Lippen zusammen. Mir war übel und diese Information lag mir schwer in meinem Magen.
"Ist schon okay!", Sagte ich brüchig."ich meine... Wie alt warst du? Fünf?"

Ich nickte und spürte wie mir der Hunger verging. "Mama hat gefragt...ich wusste nicht, wer sie ist oder das du...also das ihr beide..." Es fiel mir schwer, es laut auszusprechen. Wegen ihr war Viola weggegangen und auch deswegen war ich am ende alleine ins Heim gegangen. Es war, als wäre da immer noch ein tiefer Abgrund zwischen uns.

Ich spürte einen Abgrund zwischen uns. Jahre und Fehler und gelebte Zeit.
"Sie war kein guter Mensch!", Sagte ich leise. "Unter anderen Umständen... Mit anderen Eltern... Wäre es wichtig und richtig gewesen, ihnen Bescheid zu geben. Für uns beide ist eine Menge schief gelaufen. Wenn wir mit Schuld anfangen, kommen wir nicht wir. Trotzdem danke!"

"Wofür bedankst du dich?" Ich verstand es wirklich nicht. Ich konnte nichts sehen, was Dankbarkeit verdiente. Ich fühlte mich nicht direkt schuldig, aber jetzt war da doch dieses komische Gefühl, das in mir aufstieg. War sie also am Ende doch wegen mit gegangen? Wenn ich meine Klappe gehalten hätte, aber es hätte an der Situation nichts geändert und Mama und Papa wären dann wohl trotzdem nicht mehr hier. Ich ballte die Hände leicht und legte schließlich das Besteck aus der Hand. "Ich habe nichts getan, wofür man sich bedanken sollte...und ich wollte nie andere Eltern..."

"Tut mir leid, ich wollte nichts falsches sagen..." Ich biss mir auf die Unterlippe und winkte ab, als Larissa mir mehr essen nachlegen wollte.
"war nicht so gemeint, sorry!"

"Das hast du aber....ich weiß, dass du mit Mama und Papa kein gutes Verhältnis hattest. Aber ich....warst du bei ihrer Beerdigung?"

Ich spannte mich an, fasste mein Besteck fest, stand auf und stellte mein Geschirr in den Abwasch. Meine Körpermitte zog mich zu Boden, ich fühlte mich ganz taub. Der Raum hatte die Luft angehalten.
"Ich glaube nicht dass sie das gewollt hätten!"

"Als du weg warst, hat Mama jeden Tag geweint...aber du warst ja nicht mehr da. Ich bin mir sicher, sie wären glpcklich gewesen, wenn du da gewesen wärst. Aber anscheinend hattest du an dem Tag ja besseres zu tun." Ich stand auf und stellte meinen Teller ebenfalls in die Spüle, während ich sie nicht aus den Augen ließ. "Ich war allein da...ich und die Leute aus dem Heim. Wann wusstest du es?" Ich wusste nicht, wohin dieses Gespräch führte, ich hatte Angst, dass es böse endete, aber ich wollte es auch wssen. Ich hatte mich jahreland gefragt.

"Sie haben mich raus geworfen!", sagte ich und verschränkte die Arme vor meinem Bauch, als habe mir jemand rein getreten. "Ich bin nicht durchgebrannt, sie wollten mich nicht mehr da haben!"