1. Rs-Story

Sie nickte langsam, war offensichtlich schonmal beruhigt, dass ihr Vater wusste, was geschah und sie keinen furchtbaren Fehler gemacht hatte.
"Ich will nach Hause!", quengelte sie.

Er seufzte nur müde. "Ich bleibe doch auch hier. Da ist das doch halb so schlimm, meinst du nicht?"

"das IST schlimm!" Sie Bogen in die kinderabteilung ein. "Ich hasse diese 'kinder'-Tapeten mit irgendwelchen niedlichen Tieren... Es riecht furchtbar, nach Desinfektionsmittel und es geht mir gut... Ich will nach Hause!"

"Selbst wenn ich es wollte, kann ich dich nicht einfach mitnehmen. Und es ist nur für eine Nacht und wenn du weiter rumjammerst, dann gibt es Ärger Gwen. Benimm dich. Du bist doch kein baby mehr. Für eine Nacht geht das."

Sie schwieg und ab da verlief es ganz vernünftig. Ihr Schlagrythmus war noch sehr menschlich und sie schlief am Abend ein. Gegen 22 Uhr öffnete sich die Tür und Rick betrat den Raum leise, da die Besuchszeit längst vorbei war. "Hey...", sagte er gedämpft, um Gwen nicht zu wecken. "störe ich?"

Er kauerte über dem Bett seiner Tochter und sah müde auf, fuhr sich einmal übers Gesicht. "Was willst du? Hat Phoebe dich geschicht?" Zuerst schien er sauer zu werden, doch dann beruhigte er sich. "Komm rein."

"Du siehst nicht gut aus... Scheisse, ich hab gehört was passiert ist. Wie geht's Sam?" Er setzte sich auf einen der Besucher-Stühle. Wenigstens hatte Gwen ein Einzelzimmer.

"Keine Ahnung. Aber sie hat sowieso nicht mehr lange. Ihr Blut ist schon ranzig...aber das sie dann noch Gwen mit reinzieht. Das ist das eigentliche Problem. Sie hat Blut getrunken, deswegen hat sie wohl überhaupt überlebt."

"Mit reinzieht.. ?" Er runzelte die Stirn. "Wie das?"
Er beugte sich for und schaute Luke Ernst an. "Hör zu, ich sag das nicht gern. Aber das mit dem trinken in der Öffentlichkeit, vor einem menschenauflauf hat weite Kreise geschlagen. Das weiß sogar die Akademie und man ist nicht gerade... Erfreut. Ihr müsste aufpassen. Auch dass sie hier im Krankenhaus liegt missfällt manchen!"

"Sam hat sie so in Gefahr gebracht. Wir wollten ihr heute alles erzählen, gestern habe ich es schon versucht, aber Sam hatte eine Egonummer, ich weiß auch nicht. Und das mit dem Trinken war einmalig. Ich hab ihr eine Pille gegeben, die ihre Vampirkraft unterdrückt. Es reicht bis morgen und dann wird sie entlassen. Ich kümmer mich schon darum. Keine Sorge."

Er nickte langsam. "Tut mir auch leid, dass ich dir jetzt damit komme. Aber es ist denen verdammt ernst und ich will nicht, dass sie euch Gwen wegnehmen..." Er richtete sich auf. "Sam macht es nicht mehr lange...?" Er schuste ehrlich betroffen. "Scheisse. Das wusste ich nicht! Tut mir leid! Bekommst du das hier alleine hin? Das mit Phoebe steht noch...!"

"Gar nichts bekomme ich hin Rick. Ich hab noch nie etwas wirklich hinbekommen. Wenn sie stirbt, wer wird für Gwen da sein? Ich kann es nicht. Was, wenn sie durchdreht? Ich kann nicht mehr tun als jetzt...soll doch die Zeit richten."

Luke so zu sehen war fremd für Rick. Eigentlich erinnerte er sich an Luke als großen Beschützer, Lehrer, Anführer. "Zur not kümmern wir uns um die kleine. Ich weiß dass du das nichtvwillst aber sie wird immerhin sicher versorgt sein.... Versprochen!" Er lächelte ihm mitleidig zu. "Und Sam hat doch schon immer zwei cm neben dem Wahnsinn balanciert... Die kriegt sich wieder ein!"

"Das kriegt sich wieder ein? Wie denn? Sie stirbt Rick. Und das hier ist kein Comic, wo sie aus dem Nichts wieder auftauchen wird. Hier gibt es kein HappyEnd. Erst verliere ich meine Eltern, dann meine Schwester, jetzt Sam und dann auch noch Gwen..nichts bleibt mir. Ich habe versagt."

"Erstmal beruhigst du dich!", sagte Gwen ruhig aber bestimmt, mit gedämpfter Stimme und deutete auf Gwen. "Kinder hören mehr mit, als man gemeinhin denkt..." Er seufzte, als fiele ihm schwer was er jetzt sagen würde. "Und... Du musst Sam nicht verlieren, das weißt du...!"

Er sah wieder auf und sah zu seinem alten Schüler hoch. "Ich...das kann ich nicht...das Risiko ist viel zu groß, ich habe das nie gemacht und außerdem...woher soll ich wissen, ob sie das will. Ich will ihr kein ewiges Leben aufzwingen."

"Natürlich will sie kein ewiges Leben - niemand will das, und Sam Erstrecht nicht. Sie wird wütend sein... Aber Gwen wird eine Mutter haben und ihr beide werdet euch auch irgendwann wieder hinbekommen - ihr habt ja dann die Ewigkeit Zeit... "
Er zog eine Thermopane Kaffee hervor. "Du musst das nicht jetzt machen. Ein paar Monate hast du ja noch und... Es gibt Leute, die interessiert wären, sie zu verwandeln. In phoebes Kreisen ,meine ich. Wir könnten das alles übernehmen...."

"Das Risiko wird nicht kleiner, nur weil sie es wollen. Es ist einfach zu hoch...außer..." Eine Art Geistesblitz überkam ihm und er stand auf. "Ich...hätte eine Idee. Aber das muss ich erst mit Sam klären und dann sehen, wie sehr es zu realisieren ist. Ich würde mal nach ihr sehen. Kannst du solange auf Gwen aufpassen? Ich sollte in spätestens einer Stunde wieder da sein. Eher früher."

Ich wachte auf, obwohl ich noch recht müde war. Wohl wegen gestern haben. Drake musste schon auf sein, denn ich war allein im Bett. Ich stieg aus dem Bett und duschte erstmal ausgiebig, sah nebenbei auf die Uhr. Ich würde wohl auch heute zu diesem Asiaten gehen. Vielleicht erfuhr ich ein wenig mehr über ihn. Er war wirklich interessant. Heute zog ich ein grünes Kleid an, das bis zu den Knien rechte und nur unten ein wenig Spitze hatte. Schlicht und ungewohnt, aber ich mochte es. Ich schminkte mich auch schlichter und lief nach oben. Bis zum Treffen war es noch eine halbe Stunde. Ich war etwas früher da und bestellte mir einen Cocktail, beobachtete die anderen Gäste.

"Klar!", gab er zurück und schaute auf Gwen. "Die wird eh schlafen... Und ich mag die Kleine!"
Er nickte ihm ermutigend zu.

Meine Lippen waren trocken. Die Augen brannten, als hätte ich stundenlang geweint. Ich lag ganz regungslos und gerade, den Blick an die Decke gerichtet und die Arme neben mir ausgestreckt, den Aufprall der Autos noch im Nacken.

Es dauerte einen Moment die Schwester davon zu überzeigen, dass er zu ihr gehörte, da sie auf der Intensiv lag und eigentlich nur Familienangehörige zu ihr durften. Aber davon gab es ja nicht viele und schließlich schlüpfte er in das Zimmer und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. "Wie geht es dir?"

Ich drehte langsam nur meine Augen zu ihm. Die Haare lagen wir auf dem Kissen, flossen Golden durch die Falten des Bezugs als seien sie kleine bachläufe.
"Was willst du hier...?", fragte ich ganz leise. Ich ahnte, dass er vor allem sauer sein müsste. Wenn er hier war wollte er auch etwas von mir.

"Gut, also kein Drumherumgerede....du weißt, dass du scheiße gebaut hast und das verdient hast? Gwen hat mir gesagt, dass sie aussteigen wollte und du einfach weitergefahren bist. Selbst ihr ist bewusst wie schlecht es dir geht und nun wird es noch schlimmer..:Rick ist da, die Vampire haben gesehen, dass Gwen in der Öffentlichkeit getrunken hast. Jetzt ist sie mehr in Gefahr denn je...und du wirst nicht mehr lange da sein, um sie zu beschützen...es sei denn, du entscheidest dich für diesen Weg."

"Ich habe das nicht absichtlich gemacht, falls du das denkst!", sagte ich langsam und leise, blickte wieder zurück an die Decke. "Ich hab wirklich gedacht, ich bekomm das hin..." Dann verstummte ich, runzelte leicht doe Stirn. "Für welchen Weg?", hakte ich nach.

"Du solltest mehr nachdenken. Du bist jetzt die Erwachsene...und du solltest wissen welchen Weg ich meine...einer, der verhindert, dass du stirbst."

Ich erblickte ihn bereits am Eingang zu den Zimmern. Als er mich sah, zeigte er keine Regung, sondern verwand nur in dem Zimmer. Ich lief ihm nach und stand ihm gegenüber. "Da sind wir nun also wieder..."

Ich schloss die Augen und stieß ein tiefes seufzen aus.
"Nein, Luke. Wäre das mein Weg, hätte ich ihn schon vor zehn Jahren beschritten. Ich bin nicht für... Ewiges Leben gemacht!"

Er sah sie an und löste seine Krawatte. "Du sagst das, als sei es eine Überraschung!", stellte er trocken fest.