1. Rs-Story

Ich lachte selbst, wenn auch verspannt. Die neuen Erinnerungen verwirrten mich. Meine ersten Erinnerungen waren die an das Waisenhaus und alles davor hatte mich nicht interessiert und jetzt kehrten sie zurück? Sam wollte mich wohl aufheitern, aber es funktionierte nur halb. Drake war dort aufgetaucht, irgendetwas war passiert...das alles musste doch zusammenhängen, aber es reichte nicht, um mir alles zu erschließen. Gerade als ich Sam die Band versprechen wollte, sofern ich wirklich ein reiches Erbe war, wurden wir unterbrochen. "Was?", fragte ich verwirrt. Wo kam die Stimme auf einmal her?

Ich runzelte die Stirn und versuchte, ruhig zu bleiben.
"Rick, das ist nicht witzig!", knurrte ich. "Und rausgehen bringt echt gar nichts, wenn du danach lauschst!"
Da sah ich zum ersten mal, wie die Vorrichtungen, von denen Rick immer sprach, ausgelöst wurden.
Es begann am Fenster, wo erst etwas leise klackte und dann stählerne Riemen und Stäbe das Fenster verriegelten. Vorrichtungen aus tausend kleinen Zahnrädern schossen aus der Lücke zwischen Scheibe und Rahmen hervor.
Dann rasselte auch etwas an der Tür zerab, allerdings versehen mit einer Klinke, von innen zu öffnen. Draußen hörte ich ein leises Surren und Geräusche, wie wenn Knallerbsen explodieren.
"Wow. Ich wusste nicht, was rich drauf hat!'v murmelte ich.
Aber dass all das ausgelöst worden war, bedeutete auch Gefahr...

Erschrocken sprang ich ebenfalls auf und starrte auf die kleinen Vorrichtungen. Auch ich sah das zum ersten Mal und fragte mich, wie er das alles hinbekommen hatte. Doch Rick hätte niemals seine eigenen Fallen ausgelöst. Selbst wenn er sie testete, war das hier noch nie passiert. "Sam...passiert hier was, von dem ich nicht weiß...bitte sag, dass ihr mir nur einen Schreck einjagen wollt. Ist euch gelungen, jetzt löst es auf..."

"das sind Ricks Schutzmaßnahmen, von außen kommt hier niemand rein und wir sind nur zu zweit hier drin! Was weiß ich, was die ausgelöst hat...!"
Ich fuhr mir nervös durch die Haare und blickte mich verwirrt um.
Dann spannte ich mich an, um im Zweifelsfall reagieren zu können doch das einzige was kam war diese verdammte Stimme, wieder im gleichen Ton.
"Habt ihr mich vermisst? Es ist so lange her...! In der Zeit habt ihr sehr viel gelogen, hm? Ich dachte, jetzt da ihr da drin seit, könnt ihr euch mal aussprechen!"

Es dauerte, bis ich die Stimme erkannte. "Drake!", zischte ich leise, spürte, wie die Angst in mir aufwallte und mir die Luft leicht abschnürte. Was machte er hier. Was meinte er mit aussprechen? Wie war er überhaupt hier reingekommen? Sie überwachten doch alles.

Sam
"Hau einfach ab!", knurrte ich, noch immer sehr angespannt, falls der Typ doch irgendwie hereinkommen sollte.
"Das hier ist alles abgesichert! Rick leistet gute Arbeit, du kannst hier nicht rein. Und dein Psycho-Terror beeindruckt uns nicht...!"
Ich tastete nach Ellys Hand.
"Ach? Nein, meine kleinen! Um Psycho-Terror geht es hier heute nicht! Versuch ihr Wahrheit nicht als Terror zu verkaufen, Sam. Elly, mein Engel, ich habe gehört, dass du beginnst dich zu erinnern! Wie sieht es aus? Habe ich es bereits in deine Träume geschafft? Dein Brüderchen?"

Irritiert schüttelte ich mit dem Kopf, versuchte zu erkennen woher die Stimme kam, doch sie ertönte aus allen Richtung und ich hatte in meiner Verwirrung sogar noch die Zeit mich zu wundern, wie er das machte. 
Sam nährte sich mir, doch ich ging etwas auf abstand, suchte einen Punkt im Zimmer, um ihn zu fixieren, schaffte es nicht. "Was meinst du damit? Was...warum...bist du in meinen Träumen? Woher weißt du davon? Was ist mit meinen Eltern?"

"Deine Eltern? Die haben Versprechen gegeben, die nie gehalten wurden. Du hast meine Ahnung, wer du bist! Du kennst deine Familie nicht. Was denkst du, warum Luke sich so für dich begeistert?", Haller die Stimme ungezielt.
"Lass ihn reden. Wir hören einfach nicht zu. Phoebe wird bald hier sein!", flüsterte ich eindringlich.

"Nein...nein...warum sollte er dabei lügen, Sam? Ich meine...ich habe ihn doch gesehen, in meinen Erinnerungen. Er muss doch etwas wissen..über meine Eltern und auch das mit Luke ist mir aufgefallen", unterbrach ich sie, wenn auch unsicher. Wieviel wusste Drake? Er war auch derjenige, der mich verwandelt hatte. Er hatte etwas mit meiner Vergangenheit zu tun, er wusste, was ich noch nicht wusste

"Deine Eltern waren alt, Kindchen, sehr Alt und Weise!"
Man hörte aus der Stimme ein gewisses Lächeln raus. Das ekelte mein regelrecht an.
"Aber du hast doch noch jemanden im Zimmer, der all das weiss! Warum sollte ich mir den Mund wund reden?"

"Jemanden im Zimmer?" Wie konnte jemand hier etwas über meine Vergangenheit wissen? Außer mit war doch nur Sam hier und die..."Wie meint er das Sam? Weißt du etwas über mich, dass ich nicht tue?"

"Natürlich!", gab ich sofort leicht gequält zu.
"Ich bin dein beschützer. Da muss ich Dinge wissen, die kein anderer weiß. Das hat nichts mit Vertrauensbruch zu tun und ist einfach .. Normal bei Beschützern, denke ich!"
"Nur nicht so bescheiden!", intervenierte Drake lachend. "Du musst wissen, deine Beschützerin und dein Bruder sind sich ziemlich nah. Da erfährt man viel was kaum ein anderer weiß!"

"Mein Bruder..." Dann war Luke wirklich mein Bruder? Er musste mich doch erkannt haben! Wieso sagte er mir nichts und Sam...stand ihm nahe? So wie er das sagte, konnte ich es mir vorstellen. Er weckte Zweifel in mir und Sam sorgte nur dafür, dass sie sich verstärkten und dabei in Wut wandelten. "Was soll das heißen kein Vertrauensbruch? Du bist meine beste Freundin und verheimlichst etwas vor mir, dass mich betrifft?! Das ist ja wohl auch meine Sache? Du wusstest, dass Luke mein Bruder ist? Was hast du mir noch verschwiegen?!"

"Ich kann jetzt nicht mehr nur deine Freundin sein!", sagte ich schnell und schaute sie eindringlich an, suchte nach Verständnis. "Das bin ich nach wie vor, aber viel mehr bin. Ich jetzt auch deine Beschützerin! Ebenso wie Luke, und da müssen wir uns eben ab und zu absprechen. Er wollte nicht, dass wir es dir sagen. Es hätte dich überfordert. Er wollte,dass du es alleine herausfindest und ich habe ihm da vertraut!"

"Das ich was herausfinde? Das ihr mir nicht vertraut, dass ihr mir nicht die Wahrheit über meine Herkunft sagt? Dein früherer Dealer ist ja nur mein Bruder! Sam, ich habe meine Familie seit Jahren gesucht! Ich habe mich immer allein gefühlt und das musst du gemerkt haben! Und dann findest du etwas über meine Vergangenheit heraus und sagt es mir nicht? Das ist meins! Verstehst du nicht? Und was soll das heißen nicht nur meine Freundin? Es geht nicht mehr...wenn du meine Beschützerin bist und mir nicht alles sagst, dann...dann sind wir auch keine Freunde mehr...", flüsterte ich die letzten Worte und unterdrückte die aufsteigenden Tränen.

Ich atmete tief durch und schüttelte leicht den Kopf.
In meinem Magen war es als habe sie mir einen Schlag versetzt. Dennoch versuchte ich rational zu bleiben, wie sie es mir beigebracht hatten.
"Tut mir leid. Aber wir wussten dass es sich verändern wird wenn ich deine Beschützerin werde!"
"Ja!", ging die Stimme wieder amüsiert dazwischen. "Das stimmt natürlich. Beschützer haben es generell nicht so mit Ehrlichkeit!"

"Haben sie wohl wirklich nicht. Was hast du mir verheimlicht Sam? Gibt es da noch etwas, dass ich wissen müsste? Luke ist wohl mein Bruder und sonst? Warst du letztens mit meinen Eltern bei einem Kaffeekränzchen? Was läuft zwischen dir und Luke? Das ist deine letzte Chance...zeig mir, dass wir Freunde sind, sag mir die Wahrheit." Ich wusste, dass ich sie unter Druck setzte, aber ich wollte es hören, wollte wissen, was sie wusste.

"Das soll es jetzt sein? Erpressung, ja?"
"Oh, bald läuten die Hochzeitsglocken, nehme ich an!", flötete die Stimme. "Die hochzeitsnacht wurde ja schon vorgezogen. Wie hat Luke es genannt? 'Zweckgemeinschaft'?" Er lachte und ich zuckte zusammen.
"Gott, ihr steht da wie verscheuchte Rehe!"

"Hochzeitsnacht...Zweckgemeinschaft? Was meint er damit?" Sam war zusammengezuckt, es musste also etwas Wahres dahinter sein. "Was meint er damit?", wiederholte ich langsam, sah sie mittlerweile nicht mehr aus rein menschlichen Augen an. Meine Pupillen verengten sich zusehens, je wütender ich wurde.

Ich entschied mich, dass er es eh verraten würde und begann leise zu Reden.
"Das darfst du niemandem sagen...!" Sagte ich leise. "Aber Luke ... Er ist ein vampir und hält es geheim. Er hat sich von mir genährt, damit das nicht auffliegt. Er ... Er war es der mich vergewaltigt hat!"

Für einen Moment wurde es still und ich fragte mich, ob das der Moment war, wo die Welt einfach zusammenbrach. Tatsächlich hätte ich es jetzt nicht schlimm gefunden. Der erste Schock verschwand und ich suchte nach Worten. Mein Bruder war also kein einfacher Beschützer, sondern ein Vampir...okay verarbeitet. Aber er hatte von ihr getrunken und dann auch noch...mit ihr geschlafen? Ich kannte durch Phoebe die Wirkung eines richtig gesetzten Bisses. Sam würde es nicht aus reiner Nächstenliebe tun...und die Vergewaltigung. "Und wann...hattest du vor es mir zu sagen?"

Mein Mund wurde staubtrocken und ich öffnete ihn um etwas zu sagen. "Das..." Meine Stimme brach halb weg. Es war einfach das richtige gewesen, sie so zu schützen. Es nachträglich zu erklären war schwer. Außerdem hatte ich Luke einfach vertraut.
"Es war wichtig, dass du ihm als Beschützer vertraust...!"
Die Stimme lachte abermals. Ich hatte ihn schon halb vergessen gehabt.
"Das sind doch nur die peanuts der Dramen die sich hier abspielen. Wenn du abtreibst erinnert sich bald niemand mehr daran. Das wahre Drama liegt in der Vergangenheit!"

"A.Abtreibst? Du bist schwanger?!" Meine Stimme schraubte sich noch einige Töne höher, als ich sie ungläubig anstarrte und mit dem Kopf schüttelte. Das konnte nicht wahr sein, das sollte nicht wahr sein. Es war doch alles so schön geworden und jetzt zerbrach diese ganze Welt wieder. Es zog mich zurück auf die Straße, auf die dunkle Seite, weckte schlimme Erinnerungen. "Was....was sind da noch für Sachen...die passiert sind?"

Ich schüttelte leicht überrascht den Kopf.
"nein, nein. Daon wüsste ich ja wohl als erstes..." War das sein ding? Irgendwelche Wahrheiten preisgeben und dann seine kleinen Lügen einflechten? Oder war das tatsächlich...? Egal. Selbst wenn, gab es jetzt wichtigere Dinge zu besprechen und meine kurze Unachtsamkeit rechte sich als Drake weitersprach ohne dass ich etwas dagegen tat.
"Ich kann dir noch viel mehr Wahrheiten präsentieren, ich weiss alles über dich, war an jedem Tag, um den du noch verzweifelt kämpfst dabei. Ich kenne deine Eltern, deine restliche Familie und ich kann dir sagen - sie haben hier allen Grund, dich ausnutzen zu wollen! Ich weiss all das, weil deine Eltern dich mir versprochen haben!"

Ihm..versprochen hatten? Ausnutzen? Sam sagte nichts mehr, sie war sprachlos...dann stimmte das alles? Drake musste etwas wissen, schließlich war er auch in meinen Erinnerungen dabei. Hatte er mich gebissen, um mich zurückzuholen? "Du musst gar nichts mehr sage Sam...anscheinend sagt ihr mir nur die Wahrheit, wenn sie längst jeder andere außer mir weiß...", zischte ich leise und richtete mich aus, ging vor ihr auf Abstand.