1. Rs-Story

"Dann kommen wir wirklich raus? Aber...wir...und dann?" Noch immer unglaublich glücklich, fragte ich mich dennoch, aber da mischte sich auch schon Luke ein. "Ich dachte mir, ihr könntet mal ein richtiges Weihnachten vertragen. Ich hab für dich auch Nahrungspillen dabei, damit du das Weihnachtsessen genießen kannst. Wir fahren einfach etwas herum und dann gibt es vielleicht auch noch Bescherung.", meinte er grinsend.

"Ganz familiär und spießig, wie Luke eben so ist!", witzelte ich und grinste ihn von der Seite an. Alle Müdigkeit war verschwunden. Ich war angefüllt von Tatendrang.
"Ich kann auch nicht erwarten mal was anderes als diesen kantinenfraß zu essen! Also kommt schon, lasst uns los gehen!", motivierte ich die anderen.

"Natürlich. Und seit nett zu Oma und Opa, damit ihr auch eure 5 Dollar bekommt"; witzelte er und lief durch das kleine Waldstück, dass sie noch einmal vom Eingang der Akademie trennten.

Sehr viel motivieren musste man mich nicht. Von einem auf den anderen Moment war ich aufgeregt und konnte es nicht erwarten raus zu kommen und ein richtiges Weihnachtsfest zu feiern. Außerdem würde ich endlich auch mal wieder etwas richtiges Essen.

Rick war fasziniert Luke auf diese ausgelassene Art und Weise reden zu hören.
In seiner Ausbildung war er ihm zwangsweise immer mal wieder begegnet. Er hatte nie unbedingt familiär gewirkt im Gegensatz zu jetzt.

Luke hatte sich etwas für den Abend überlegt. Ich folgte ihm lediglich, vermutete aber irgendein Restaurant in der Nähe mit Gänsebraten und Klößen. Als der erste Strassensänger an unserem Weg saß und weiße Kondenzwölkchen in die Luft hauchte, würde ich nostalgisch.

Sie waren mit einem Wagen bis zur Innenstadt gefahren und hatten dann auf einem Parkplatz geparkt, um von dort aus in die Innenstadt zu gehen. Überall war es hell erleuchtet und obwohl es bereits abends war, eilten hier noch immer zahlreiche Menschen mit den letzten Geschenken unter Arm durch die Straßen. Ihr Weg führte direkt über den Times Square und dann in eine Nebenstraße, bevor sie vor einem teuer wirkenden Restaurant hielten.

Mit großen Augen lief ich durch die Stadt. In dem guten Monat, den ich nicht mehr hier gewesen war, hatte sich vieles verändert und doch war alles gleich geblieben. Ein komisches Gefühl, wenn die Stadt einfach weiter ihr Leben ließ, ohne das man selbst dabei war. Es war das zweite Weihnachten, dass ich mit Sam zusammen verbrachte. Aber letztes Jahr hatten wir über einem Bunsenbrenner Marshmallows gebraten und ich hatte gedacht, dass sei schon der Himmel auf Erden gewesen und nun standen wir vor einem echten Luxusschuppen.

Ich blickte mich um und fühlte Mich leicht fremd.
Diese Welt war eine die mir komplett fremd war. Ich kannte die Spiesserwelt meiner Eltern und die abgefuckte Welt der Straße. Das hier war mir komplett neu. Etwas völlig anderes und es weckte Neugierde und Ablehnung in mir.
Ich hielt mich dicht zwischen Luke und Elly, der Rothaarige war mir noch etwas fremd. Wo war ich hier? Es war wunderschön. Fremd zugleich.

Wir betraten die Eingangshalle und uns kam sofort ein Butler in einer dieser Uniformen entgegen und fragte uns nach einer Reservierung. Luke redete kurz mit ihm und dann wurden wir tatsächlich zu unserem Platz gebracht. Er war in einer etwas stilleren Ecke und dennoch konnte man den rieseigen geschmückten Weihnachtsbaum sehen, und auch die kleine Band, die Weihnachtslieder trällerte. Das ich mal hier reinkommen würde.

Ich zog einen Stuhl zurück und bot ihn Elly an, wie es die Gentlemen in alten Filmen immer Taten. Rick und ich nahmen die Stühle mit Rücken zur Wand. Ich fühlte mich so wohler und ihm schien es nach wie vor wichtig, alles im Blick zu haben, was um Elly herum geschah. Ich bekam diese Beschützer-Paranoia auch langsam.
"Ich hätte niemals erahnt dass ich hier mal landen würde!", gestand ich.

"Denkst du ich? Wie geht das überhaupt?", fragte ich und war gleichzeitig damit beschäftigt mit alles anzusehen.

"Naja ich dachte mir, dass können wir auch mal machen. Sam braucht etwas Motivation, damit sie sich mehr anstrengt und du hast es verdient", stellte Luke heraus und reichte ihr mit diesen Worten auch eine kleine Schachtel. Unbemerkt von Elly hatte er bereits davor eine kleine Pille daraus geschluckt. "Das sind Pillen aus der Forschungsabteilung. Wenn du die nimmst, kannst du auch normales Essen essen. Als erstes kleines Weihnachtsgeschenk."

"Das erste? Der ganze Abend ist ein Geschenk. Danke Luke", bedankte ich mich und strahlte ihm entgegen, bevor ich eine der Pillen schluckte. Sie schmeckte bitte, dann leicht nach Eisen, wodurch sie mich an Blut erinnerte.

"Motivation...", wiederholte ich nachäffend, musste aber grinsend.
"Motivation ist sein Lieblingswort!", verriet ich und schaute Luke von der Seite an. Dann sah ich zu Elly.
"Er stellt mich total in den Schatten. Ich habe leider kein Geschenk! Ich habs versucht, aber da drin hab ich einfach nichts aufgetrieben bekommen. Davon kannst du sicherlich ein Lied singen!"
Rick beugte sich vor.
"Wenigstens kann ich das ein wenig ausgleichen!", verriet er und schob ihr ein schlichtes Kästchen hinüber, um das eine einzelne blaue Schleife gebunden war.
"Das ist allerdings nicht nur von mir sondern Auch von Caro. Ixh nehme Mal an, du ahnst was drin ist!"
Geschenke. Ich schaute Elly leicht lächelnd an. Das war so klassisch, das es mir fast weh tat.

"Ihr seit alle so lieb und ich habe gar nichts für euch....warum habt ihr mir nichts gesagt. Dann hätte ich bestimmt etwas gefunden und wenn ich euch ein Bild gemalt hätte. Lächerlich, aber ein Geschenk. Das ist mir peinlich", murmelte ich und nahm die kleinen Päckchen dennoch an. Beinahe kamen mir schon jetzt die Tränen, weil ich so gerührt war, dann öffnete ich vorsichtig die Schleife von Ricks Päckchen.

"Keinen Grund für Tränen. Weihnachten ist doch nicht nur ein Fest der Geschenke. Die Fami..." Kurz unterbrach er sich und ein Schatten fiel über sein Gesicht, doch er besann sich und sah wieder auf. "Dann kommt man einfach mal zusammen und redet etwas. Die meisten Beschützer sind eh nicht da und ich hab auch mal einen freien Tag verdient. Und ich bin kein Freund vom alleine essen."

Bei Lukes Versprecher warf ich ihm einen warnenden Blick zu.
So etwas konnte er sich nicht erlauben.
Elly war so ein Sonnenschein. Kein Wunder, das die Geschenke bekam.
In dem Päckchen waren drei schmale klar austarierte Messer, die ich in der Form noch nie gesehen hatte.

"Wow..." Vorsichtig strich ich über die Klinge und wiegte sie etwas in meinen Händen. Von Lukes Versprecher bekam ich nichts mit. "Die müssen wir teuer gewesen sein. Ich weiß nicht...ihr seit alle ziemliche Übertreiber", stellte ich klar und wischte mir ein paar Tränen von der Wange. "Idioten allesamt."

"Merry Christmas. Die perfekten Worte für unseren Weihnachtsabend", lachte Luke. Dann kam auch schon der Kellner und sevierte für alle den erstne Gang.

Das Essen sah völlig anders aus, als der frass in der Kantine. Okay, frass war übertrieben. Die Nahrung war besser als alles was ich davor bekommen hatte. Aber das hier war eine komplett Andere Liga.
Rick erklärte begeistert, dass das echte klingen wären. Scharfe klingen, mit denen sie vorsichtig sein müsste.
Etwas in mir sehnte sich seltsam konventioneller Weise danach, auch solche Wertschätzung zu erfahren wie Elly sie bekam.

Ich nickte, bei seinen Erklärungen immer zu und legte die Messer in die Packung zurück, als der Kellner mit dem ersten Gang kam. Endlich wieder richtiges Essen zu mir zu nehmen, war ein unglaubliches Gefühl und noch dazu schmeckte es so gut.
"Und Sam? Bist du schon eine richtige Beschützerin?"

"Ich hab leichte Paranoia, sitze immer mit dem Rücken zur Wand und kenne sechs Fluchtwege aus diesem Raum!" Ich lachte sie verschmitzt an.
"Also ja, ich denke ich bin auf einem guten weg!"
Ich schielte zu Luke
"Oder was sagt der 'große Meister'?"

"Hm...sie ist ganz brauchbar. Mehr als manch andere Anfänger, auch wenn sie zu Beginn ziemlich anstrengend war."
Er löffelte in seiner Suppe herum, scheinbar desinteressiert."
"Also ist sie eine gute Beschützerin oder nicht?", harkte ich neugierig nach und er hob den Blick und nickte nach kurzem Zögern. Ich nahm das einfach als völlige Zustimmung hin und grinste. "Dann hab ich ja bald meine zweite Beschützerin. Pass auf Rick, du bekommst Konkurrenz."

Diese leichte Zustimmung war ein wirklich gutes Gefühl, da er sonst kaum lobte, auch wenn ich mir bewusst war, dass es ein wenig erzwungen war.
Der rothaarige war selbstsicher genug, um ellys Bemerkung als Witz zu nehmen. Er schien sogar gespannt auf die Zusammenarbeit. Anscheinend hatte er nicht mit so einem Job gerechnet.

Fröhlich genoss ich den Abend und versuchte die Zeit so langsam wie möglich verstreichen zu lassen. Mein Leben würde nicht so schnell sein ende finden, aber wer wusste schon, wann sich mal wieder die Gelegenheit für so ein Ereignis fand, wo wir einfach alle friedlich zusammen sitzen konnten. "So gesehen habe ich dann sogar shcon drei. Du gehörst doch auch dazu oder Luke?"
Wieder sah er auf, seine Haltung hatte sich minimal verändert, als schien er überrascht, doch dann rang er sich zu einem Lächeln aus, dass einmal weiter, bist zu seinen Augen reichte. "Natürlich."

"Die drei Musketiere!", amüsierte sich Rick und hob das Glas um anzustoßen. Für mich war es das erste mal seit langem, dass ich wieder Alkohol trank, auch wenn es nur ein Rotwein zum Essen war und ich genoss es auf friedliche Weise, ohne Durst auf mehr.
"Ja. Im Dienste der Königin!"; ergänzte ich und prostete Elly zu.

Meine Wangen röteten sich, was auch am Einfluss des Alkohols lag. "Übertreib doch nicht. Wenn ich Königin werde, geht die Welt unter, glaub mir", lachte ich und stieß ebenfalls zu, trank weiter.
Luke wirkte nachdenklich, lächelte aber dennoch und nickte ihr zu. Königin traf es ganz gut.

Wir saßen ein ganzes Weilchen da und quatschten. Ein Gang nach dem nächsten wurde serviert, bis ich nach der Mousse au chocolat komplett voll war und mir nicht vorstellen konnte, überhaupt irgendwann je wieder etwas zu mir zu nehmen.
Ich hatte es bei dem einen Glas wein belassen, weil ich doch einen rumorenden Appetit aufkommen gespürt hatte und ihm keinen Platz lassen wollte. Rick hatte keinen Tropfen angerührt. Ich traute ihm immer mehr zu, Elly zu beschützen.

Anders als Rick und Sam hatte ich zwei Gläser getrunken. Was ich schon wusste war, dass Vampire Alkohol schmecken konnten, anders als Essen, wenn man keine von den Pillen nahm. Das hatte nichts an dem Umstand verändert, dass ich nichts vertrug und schon jetzt merkte, dass sich alles ein wenig komisch bewegte und ich zudem immer wieder ohne Grund anfing zu lachen.

Luke wartete noch eine halbe Stunde bis nach dem letzten Gang, bevor er selbst aufstand und bei einem der Kellner bezahlte. Die Summe, die dabei gewechselt wurde, bewegte sich im 3 stelligen Bereich. Er lächelte, als wäre er der netteste junge Mann und ging zu den anderen zurück. "Der Tag oder viel mehr die Nacht ist noch nicht vorbei oder kannst du nicht mehr Elly."

Ich lachte kurz und schüttelte mit dem Kopf. "Es geht schon. Ihr müsst auf mich keine Rück...Rücksicht nehmen."

"Wenn ich bedenke,d ass du dich immer geweigert hast mit mir trinken zu gehen...!", brummelte ich gespielt missbilligend, stand auf und liess wie aus Gewohnheit den Pfefferstreuer in meiner Tasche verschwinden.
"Kaum lebe ich einigermaßen abstinent, schon legst du los!"
Wir verließen das Restaurant halb scherzend und Rick hakte sich bei Elly unter, um ihr das gerade Gehen zu erleichtern.

"Tze...ich wollte ja, aber dann musste ja Steve, der Zylindermann auftauchen und mir den Spaß verderben", murrte ich und klammerte mich leicht an Rick fest, während wir wieder auf die Straße kamen. Die frische Luft tat mir gut und auch Luke bemerkte es, weshalb er erstmal einen kleinen Spaziergang angab, der sie um den Blog führen sollte. Dabei musterte er mehrere Male Rick, dem er trotz alle, nicht so ganz zu vertrauen schien.