2. Story ^-^

"Hey, alles gut?" Ich gähnte herzhaft und Strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Dann richtete ich mich auf und zupfte mein Shirt zurecht.
"Scheiss, ist das kalt...!"

"Gestern war es noch wärmer. Dabei ist es draußen noch hell. Ich war schon so lange nicht mehr richtig draußen...zu frieren ist schon fast ungewohnt..."

"die Kälte IST das Erbe der Nacht. Das wird schon warm über den Tag. Keine Sorge!"
Ich streckte mich und stand auf.
"Wir müssen uns jetzt bewegen sonst rosten wir ein. Ich lade dich auf einen Kaffee ein, komm!"

"Ich mag keinen Kaffee, aber irgendwas anderes, was warm ist...ich denke, dass wäre nicht schlecht. Aber ich will nicht aufstehen. Es ist zu kalt", beklagte ich mich und zog mir die Decke enger um die Schultern, nachdem sie aufgestanden war.

"na komm!"
Ich zog sie in die Senkrechte und wickelte sie in die Decke ein.
"Wir nehmen unsere Sachen und lassen die Decke mitgehen. Croissant und Kakao, klingt das nicht verlockend?" Ich ging Richtung Ausgang. Wir mussten raus bevor die anderen aufwachten.

Croissant und Kakao klang besser als bitterer Kaffee. Und wenn es warm war, würde ich es noch weniger ausschlagen. Mit der Decke um di Shcultern, kletterte ich über den Schutt nach draußen. Auf dem Weg entdeckte ich die anderen von gestern, die aber noch auf Matten und in Schlafsäcken zu schlafen schienen.

Keiner der Leute war wach. Immerhin. Keine verwirrenden Gedanken am Morgen.
Ich legte den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihr, ruhig zu sein.
Kaum waren wir draußen, schon atmete ich durch.
"Gar nicht so schlimm für die erste Nacht!"

Ich blies kleine Wölkchen in die Luft und sah zu, wie sie sich immer weiter ausbreiteten, bis sie verschwanden. "Es war ziemlich kalt...aber immerhin wurden wir noch nicht wieder eingefangen"

"Das überrascht mich. Dass Josh mich nicht sucht habe ich nur gedacht. Aber ich hätte wetten können, dass deine Elizabeth die Polizei in Bewegung setzt!"
Ich steuerte auf eine kleine Bäckerei zu.
"Wir wurden auch nicht von Vorbesitzern aus den Betten gejagt!"

"Vorbesitzer? Du meinst, sie hätten mitten in der Nacht einfach auftauchen können? Was wäre denn dann passiert?"

"Dann hätte ich Dich beschützt!"
Ich zwinkerte ihr zu obwohl wir beide wussten, dass das Blödsinn wär, so abgemagert und schwächlich ich seit der Einlieferung war.
"Oder wir hätten die beine in die Hand gebommen!"

"Weil ich so unglaublich fit bin, dass ich ausdauernd durch die Gegend renen kann als wäre es nichts", gab ich zurück und erinnerte an den gestrigen Tag, als ich nach unserer kurzen Flucht schon vollkommen ausgepowert gewesen war.

Ich zuckte mit den Schultern, bemüht das Thema auf einer humoristischen Ebene zu halten.
"Dann hätte ich dich halt getragen! Wenn wir Superheldsn werden wollen, brauchen wir eh ordentlich Training!"
Ich riss schwungvoll die Tür zur Bäckerei auf und warme Luft schlug uns entgegen.

"Oh, diese realistische Vorstellung erfüllt mich", gab ich zurück, grinste aber etwas bei der Vorstellung und folgte ihr in die warme Bäckerei.

Ich holte mir einen Kaffee und Ihr eine heiße Schokolade. Dazu noch ein Croissant fur sie und zwei Brötchen für über den Tag. Meine kleinen Essstörungen hatten Josh oft genervt aber hier beglückwünschte ich mich dazu.
"Auf unsern ersten Tag in Freiheit!", sagte ich und reichte ihren Becher.

"Wenn du das so nennen willst." Ich lächelte etwas und roch zuerst am Becher, bevor ich daran nippte, nur um festzustellen, dass es noch viel zu heiß zum Trinken war. "Autsch....da steht trinkwarm...."

Ich lachte leise.
"Gute Werbemethode, wenn die Zunge dann zu verbrannt ist, um zu schmecken wie scheisse der Kakao ist!"
Mein Kaffee war nicht gut und nicht schlecht. Kaffee eben. Viel konnte man da nicht schlecht machen, wenn er nicht zu wässrig war.
"Brötchen?"

"So schlecht ist er bestimmt nicht. Nur eben zu heiß.", stellte ich mein Problem klar. So schlecht konnte etwas nicht sein, wenn es zum Großteil aus Zucker bestand und noch dazu aus so einer riesigen Maschine kam.

Ich lächelte ihr liebevoll zu. Sie hatte da diese so reine Art und Weise der Dankbarkeit, die ich super inspirierend fand.
"Wir müssen heute eine neue Unterkunft finden!", sagte ich wieder recht sachlich.
"Aber sonst sind wir erstmal gut versorgt!" Ich hob meine Kaffeetasse.

"Hm...müssen wir wohl. Aber gibt es eine Möglichkeit, dass man nicht wieder in irgendeinem Abrisshaus schlafen müssen? Ich habe nicht schlecht geschlafen, aber dieser komische Kerl mit der Gitarre war mir nicht geheuer und ich will nicht, dass wir wieder auf so jemanden treffen."

"Naja, das wird wohl nicht ganz zu verhindern sein!" Ich füllte meinen halb ausgetrunkenen Kaffee mit milch auf.
"Eine eigene Wohnung oder so werden wir ganz sicher nicht finden. Ich würde dir ungern zumuten, an der Luft übernachten zu müssen. Ein, zwei besetzte Häuser fallen mir noch ein. Zur Not würde ich vielleicht auch am Bahnhof ein paar alte Bekannte finden... Aber ich würde mal zu einer alten Kommune wandern. Auch nicht mehr als so ein Fabrikgebäude. Aber eben mit Leuten, die sich gegenseitig kennen. und als ich letztes Mal da war, hatten sie sogar noch was zum Heizen, was kein offenes Feuer war!"

"Das wäre dann doch fast so etwas wie eine richtige Wohnung..." Und wenn es stimmte, dann logen diese Menschen nicht, sondern waren ehrlich und das war auch ein wichtiger Aspekt, wenn es darum ging, dass ich es irgendwo etwas länger aushielt, als nur ein paar Sekunden. "Glaubst du, wir müssen uns noch vor der Polizei in Acht nehmen müssen? Oder anderen Erwachsenen? Ich bin ja noch nicht 18, deshalb....hat man es hier wohl ziemlich schwer. So hat es mir Elisabeth jedenfalls immer erklärt."

"Du siehst ja auch nicht unbedingt älter aus, als du bist!", stimmte ich Stirnrunzelnd zu.
"Wir sollten nicht unversucht vor der Polizei rumtanzen. Vielleicht sind wir als vermisst gemeldet. Da würd ich kein Risiko eingehen - ich kann nicht zurück!"

Also mussten wir uns vor der Polizei in Acht nehmen. Auch das noch. Ich war nicht wirklich geübt im Verstecken. Und zurück konnte ich auch nicht. "Können wir uns nicht irgendwie verkleiden, dass man uns nicht sofort erkennt?"

Ich lahcte.
"Naja, Haare färben hilft immer... Generell Haare verändern. Und ich muss meine Kleidung loswerden, ich bin mir sicher, dass die mit ausgeschrieben wird" Ich schaute an mir runter. In der Hose war ich eingeliefert worden, irgendwie hatte das emotionalen wert.
"Naja, erstmal irgendwo schlafen. Denke nicht, dass Josh nach mir sucht!"