New Story :)

Ich schaute sie an und dachte einen Moment über das Gesagte Nach. Früher hatte ich geschrieben. Und als Kind hatte ich sogar sehr gern getanzt.
"Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, ich musste sehr schnell erwachsen werden. Vielleicht auch etwas zu früh!"

"Du sagst das, als hättest du keine Wahl gehabt, aber im Prinzip hattest du sie doch." Ich versuchte es nicht zu hart klingen zu lassen, aber so war es doch. Sie war von Zuhause weggelaufen und hatte sich nie wieder gemeldet. Was danach passiert war, daran war sie auch beteiligt gewesen. Wobei...auf alles hatte man einfach keinen Einfluss. "Und bist du denn jetzt erwachsen?"

Sie schaute sich im Zimmer um.
"ich hab einen Job, bezahle Steuern... Ich denke schon! Ich weiß nicht - was macht es denn aus, erwachsen zu sein?"

"Ich weiß es nicht. Ich bin nicht erwachsen und kann es dir nicht sagen. Aber es ist doch nicht nur oberflächlich. Man muss es doch auch irgendwie im Kopf merken, denkst du nicht?"; fragte ich vorsichtig. "Als du ins Heim kamst, hätte ich nicht gedacht, dass du meine Schwester bist. Da hast du wirklich erwachsen gewirkt. Selbstbewusst und gut vorbereitet. Aber jetzt bin ich hier und naja...du bist doch meine Schwestr..."

Ich lachte leise und zwinkerte ihr zu. "Vielleicht ist erwachsen sein, in richtigen Moment erwachsen wirken zu können... Ich musste einfach früh für mich Sorgen. Da lernt man sowas, du wirst es auch lernen!" Ich schwieg kurz und dachte an die Frage, die ich vorher einfach so übergangen hatte.
"Ich musste damals gehen. Aber sie wollten mich eigentlich in ein Internat schicken. Da wollte ich nur nicht hin... Ich glaube aber, dass es nicht nur an meiner Freundin lag!"

"Auf ein Internat?" Ich kramte in meinem Gedächtnis herum und konnte mich kurz an etwas erinnern, aber diese Erinnerung war schon zu verwaschen, aber jetzt wo sie es erwähnte, kam es mir nicht mal so unbekannt vor. "Aber was meinst du damit, dass es nicht nur wegen der Freudin war?"

Ich pausierte den Film, setzte mich auf und schaute sie an. "du hast diese Fähigkeit... Mum und dad hatten ihre... Und ich... Naja, ich nicht. Das ist simple Genetik. Und ich seh auch nicht unbedingt aus, wie dad..."

"Was willst du damit sagen?", hakte ich verwirrt nach und setzte mich nun ganz auf. Der Film war längst vorbei und wir waren wieder im Hauptmenü angekommen, wo jetzt in Dauerschleife der Soundtrack des Liedes abgespielt wurde. "Nur weil du vielleicht...nicht sowas Gruseliges kannst? Was konnten Mama und Papa überhaupt?"

"Mum konnte Zeit sammeln... Das war ziemlich praktisch im Alltag. Wenn sie irgendwo waren musste, zum Beispiel noch eine Stunde hatte, bevor sie losging, konnte sie die einfach in ein Glas packen und später wieder auspacken, wenn sie Zeit für den Haushalt brauchte.
Allerdings war sie in ihrer eingefügten Zeit immer allein, alles andere erstarrte. Und sie war in der gesparten Zeit... Nicht da. Und was genau Vater konnte, weiß ich nicht. Er war viel in seinem Büro. Ich weiß nur, dass er nicht glaubte, dass ich seine Tochter war. Und dass das schlimmer wurde, als ich meine Fähigkeiten entwickelte."

Zeit sammeln? Das heißt sie konnte einfach die Zeit um sich herum stoppen und sich dann darin frei bewegen? Ich konnte es kaum glauben. Sowas kam sonst nur in irgendwelchen Fantasybüchern vor und außerdem....ich hatte davon nie etwas mitbekommen. Aber wie auch, wenn es niemand wirklich mitbekam. "Aber...du bist doch meine Schwester. Und hast du Fähigkeiten bei dir entdeckt oder nicht?"

Ich schüttelte den Kopf.
"Eben nicht.. ich habe keine Fähigkeiten. Nichts. Und bei so einer klaren Blutlinie darf das nicht vorkommen. Wir sind eine der letzten klaren Linien. Und dass ich keine Fähigkeit habe bedeutete für Vater, dass ich nicht seine Tochter bin!" Ich streckte mich. "aber unsere Eltern waren -bei aller Liebe - wirklich konservativ."

"Aber....aber das Blut spielt doch keine Rolle. Ich meine, wir sind...waren doch eine Familie! Und Mama und Papa waren immer...unsere Eltern!" Ich hielt mir den Kopf und versuchte mich zu erinnern, aber immer wenn ich an meine, unsere Eltern dachte, waren da nur schöne Erinnerungen, bis auf die Nacht als Viola einfach verschwunden war. Mitten in der Nacht mit einem Rucksack.

"Ich will dir die Erinnerungen nicht nehmen...", Sagte ich sanft. "wenn es für dich alles gepasst hat, freut mich das! Aber für mich war es das nicht. Wir werden noch viel über unsere Familie reden müssen. Also kann ich nicht sagen, dass wir das vergangene hinter uns lassen sollen. Aber wir sollten uns auf die Zukunft konzentrieren!"

"Und wie sieht die Zukunft aus? Ich sehe es noch nicht wirklich. Ich muss noch zur Schule und du redest vom umzuehen, einem anderen Job. Das meine...unsere Eltern irgendwelche Fähigkeiten haben und ich auch..."

"Wir haben Zeit, das ist das einzige was wir haben. Wir sollten zum Notar, in eine eigene Wohnung ziehen... Unbedingt das alte Haus unserer Eltern durchsuchen... Das übliche. Aber solange es noch geht, solltest du zur Schule gehen. Wenn dich jemand Sucht, wird er es zuerst im Waisenhaus tun. Davon werde ich erfahren

"Wenn mich jemand sucht? Wer sollte mich denn suchen? Und warum zu ihrem Haus? Ist es nicht längst verkauft? Ich war...nicht mehr da, seitdem ich im Heim war", erklärte ich und schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

"du hast das Haus geerbt. Es kam in die Obhut des Heimes und jetzt in meine, bis du volljährig bist. Wir können also hin, seit Jahren dürfte da niemand mehr gewesen sein!"

"W.Was? Wieso sagt mir das niemand? Ich...wusste davon nichts. Sie haben mir immer nur gesagt, dass ich im Heim bleiben muss bis ich 18 bin, aber von dem haus oder den anderen Sachen wurde nie gesprochen. Wieso weißt du das alles?"

,"Das gehörte zu den Unterlagen, die ich für dich bekommen habe. Deshalb ja auch der Termin den wir mit dem Notar machen müssen. Was dachtest du, wer alles geerbt hat? Ich?"

“Keine Ahnung....ich hab nicht wirklich darüber nachgedacht. Wie viel Geld wir überhaupt haben und was daraus geworden ist. Vielleicht, dass es dem waisenhaus gespendet wurde.“

"Dann wären sie nicht so arm!" Ich zwinkerte ihr leicht nervös zu. "Wir haben also eine Menge zu tun... Aber morgen bin ich - wie gesagt - erst einmal auf arbeit. wirklich los geht es erst später. ich würde dich ja auch alleine zum notar gehen lassen, aber ich bin dein vormund... wenn du willst, gebe ich dir einen Muttizettel und du versuchst es!"

"Naja arm haben sie nie gesagt. Sie haben immer nur gesagt, dass sie bescheiden leben. Es war immer noch ein katholisches Waisenheim...deshalb habe ich mir nichts dabei gedacht", versuchte ich meinen Gedankengang zu erklären. Zwar hatte ich ab und an daran gedacht, aber nie wirklich. "Und...ich glaube nicht, dass ich das alleine machen will. Ich weiß nicht mal, wie man mit Notaren redet und ich...will einfach nicht alleine hingehen."

Ich nickte, irgendwie ein wenig erleichtert, dass sie mich brauchte oder zumindest zu brauchen glaubte. Das war etwas, das mir immer ein Gefühl von Sicherheit gab. Ein Gefühl, das ich vermisst hatte, seit ich nicht mehr Jessys kleines Hausmäuschen war. Ein Gefühl, das möglicherweise auch dafür verantwortlich war, dass ich mich so lange aus dem DUnkeln um Ava gekümmert hatte.
"Ich geh hoch... Schlafen. Ich muss morgen früh raus. Vielleicht schaffen wir es mogen noch.. wenn mein Chef mir nicht wieder Überstunden aufdrückt!" Ich grinste leicht und verdrehte die augen. "Mein CHef weiss einfach, dass ich den Job brauche. Manchmal nutzt er das auch!"
Auch etwas, in dem ich mich sicher fühlte, auf eine paradoxe weise, die mir ein wenig peinlich war.

Ich sah sie an und war fast schon etwas enttäuscht. Das war gerade mal unser erster Tag zusammen gewesen. Er kam mir unglaublich lang vor, aber ich wollte trotzdem nicht, dass er zuende ging. Vielleicht auch, weil wir damit dieser gruseligen Vision, die ich vorhin hatte, vielleicht etwas näher kamen. Aber das war kindisch und sie musste wirklich arbeiten. Gerade, wenn sie mich jetzt auch mit durchfuttern musste. "Schlaf gut"

"Weck mich, wenn etwas ist!"; sagte ich noch und dann verkroch ich mich in mein bett, auchwenn ich lange nicht zum schlafen kommen würde nach dieser heftigen nacht.